zur Weiterentwicklung der Schulen des gemeinsamen Lernens
Die GGG-Mitgliederversammlung am 2025-09-27 hat das neue Positionspapier beschlossen.
Ziel der GGG ist, dass alle Kinder und Jugendlichen eine gemeinsame Schule für alle – eine Schule der Inklusion – bis zum Ende ihrer allgemeinen Schulpflicht besuchen und dass das gegliederte Schulsystem in Deutschland überwunden wird.
Das ganze Positionspapier Siehe hierzu auch die Pressemitteilung.
0. Einleitung
Ziel der GGG ist, dass alle Kinder und Jugendlichen eine gemeinsame Schule für alle – eine Schule der Inklusion – bis zum Ende ihrer allgemeinen Schulpflicht besuchen und dass das gegliederte Schulsystem in Deutschland überwunden wird.
In der „Einen Schule für alle“ erleben alle Schüler:innen im Umgang mit ihren Mitschüler:innen die ganze Vielfalt der Lebensverhältnisse in unserer Gesellschaft. Sie lernen ein wertschätzendes Miteinander und die Konfliktlösung in einer demokratischen Gemeinschaft als unabdingbare Voraussetzungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dies ist mit einem selektiven, in unterschiedliche Schulformen gegliederten Schulsystem nicht zu erreichen, weil dieses immer die soziale Spaltung der Gesellschaft abbildet und dadurch verschärft. Auch der Rechtsanspruch auf eine inklusive Beschulung ist nur mit der „Einen Schule für alle“ realisierbar.
Vor dem Hintergrund der dramatischen Krise, in der sich das deutsche Schulsystem befindet, ist jetzt eine grundlegende Umgestaltung und Neubestimmung erforderlich. Kennzeichen der Krise sind u. a.:
- mangelnde Bildungsgerechtigkeit,
- teilweise gravierende Defizite und sogar Rückschritte bei der Umsetzung der Inklusion, vertane Chancen bei der Nutzung von Vielfalt,
- eine Selektivität, die pädagogisch schädlich und wirtschaftlich ineffizient ist,
- zu viele Schüler:innen ohne Schulabschluss,
- lediglich durchschnittliche Ergebnisse in internationalen Leistungstests,
- an der Vergangenheit orientierte Pädagogik und das Fehlen zukunftsorientierter Konzepte,
- personelle Unterversorgung, Lehrkräfte- und Fachkräftemangel,
- Unterfinanzierung des Bildungswesens, Rückstau im Schulbau,
- Defizite und Konzeptlosigkeit bei der Digitalisierung der Schulen,
- keine erkennbare Orientierung der Bildungspolitik an langfristigen Zielen, kein gesellschaftlicher Diskurs über solche Ziele.
Konsens in der gesellschaftlichen und politischen Debatte besteht darin, dass grundsätzliche Reformen im Bildungsbereich erforderlich sind. Dabei kommt es aus Sicht der GGG gerade in Zeiten der Demokratiegefährdung und zunehmender Fragmentierung der Gesellschaft auch darauf an, den Gedanken der Vielfalt und des gemeinsamen Lernens zu stärken. Die drängenden Fragen von morgen können wir nur im solidarischen Miteinander bewältigen. Diese Erkenntnis muss sich strukturell, pädagogisch und inhaltlich in unserem Schulsystem abbilden.
Die „Eine Schule für alle“ muss in absehbarer Zeit Realität werden. Das haben auch andere Akteure des Bildungswesens erkannt, wie die Bundes-GEW, der Landesschülerausschuss Berlin und die Landesschüler:innenvertretung Nordrhein-Westfalen, die im ersten Halbjahr 2025 diese Forderung laut und deutlich erhoben haben. Die GGG begrüßt insbesondere die Absicht der GEW, die Konkretisierung der „Einen Schule für alle“ mit einer zeitlichen Perspektive von 10–20 Jahren vorzunehmen und verbindliche Meilensteine als Schritte zu diesem Ziel zu definieren. Die GGG wird sich aktiv in dieses Projekt einbringen und ihre Kooperationsbemühungen mit allen gesellschaftlichen Kräften, die diesen Weg mitgehen wollen, verstärken.
Im September 2024 hat der Hauptausschuss der GGG beschlossen, ein neues Positionspapier der GGG zu verfassen. Nach Vorarbeiten in zwei Sitzungen des Hauptausschusses, einer Überarbeitung in der Bundesarbeitsgruppe Politik und einer Mitgliederanhörung wurde das Papier in einer Mitgliederversammlung am 27.09.2025 diskutiert und verabschiedet.
Wozu dient dieses Papier?
Das Positionspapier hat zwei wichtige Ziele: Nach innen geht es um die Verständigung der GGG auf eine gemeinsame Strategie, nach außen um das Signal, dass die Verwirklichung der „Einen Schule für alle“ wieder auf der Agenda steht und von uns zusammen mit zahlreichen anderen bildungspolitischen Akteuren mit Nachdruck und unter zeitlicher Perspektive verfolgt wird.
In dem Papier werden Maßnahmen in Form von Zielvorstellungen und Entwicklungsschritten dargestellt, die die Weiterentwicklung des Schulsystems zur „Einen Schule für alle“ befördern. Welche davon jeweils ergriffen werden, hängt von den Entwicklungen in den einzelnen Bundesländern und den jeweils betroffenen Schulen ab.
Die Maßnahmen adressieren unterschiedliche Ebenen. Gefordert sind sowohl Schulen als auch Bildungspolitik und -administration. In den Schulen ist die Pädagogik des gemeinsamen Lernens so weiterzuentwickeln, dass jedem/jeder Schüler:in der individuell bestmögliche Lernerfolg ermöglicht wird und dabei auch die Persönlichkeitsentwicklung sowie der soziale Zusammenhalt gestärkt werden. Nur wenn dies gelingt, wird es auch gelingen, insbesondere Eltern und Lehrkräfte von der „Einen Schule für alle“ zu überzeugen. Die Politik müssen wir dazu bewegen, die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Die GGG wird auf allen Organisationsebenen die Schulen auf ihrem Weg unterstützen und politisch für die „Eine Schule für alle“ eintreten. Dieses Papier soll dabei eine Leitlinie für das Handeln unseres Verbandes und seiner Mitglieder sein.
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4. Fazit
Auf dem Weg zur „Einen Schule für alle“ sollten alle vorhandenen Freiräume genutzt und ausgeschöpft werden. Innovative Ansätze sind zu unterstützen. Der Austausch und die Weitergabe von erfolgreicher Praxis sind die Voraussetzung für eine Optimierung des Gesamtsystems und sorgen für eine größere Akzeptanz der Schulen des gemeinsamen Lernens in der Öffentlichkeit. Grundsätzlich fordert die GGG die Umgestaltung des deutschen Schulsystems in ein Gesamtschulsystem (1). Voraussetzungen dafür sind die überzeugende Arbeit der Schulen des gemeinsamen Lernens, gesellschaftliche Zustimmung sowie der politische Wille und die damit verbundenen Entscheidungen. Damit werden der soziale Zusammenhalt und unser freiheitlich-demokratisches System gestärkt. Ein Gesamtschulsystem ist die Grundlage von Bildungsgerechtigkeit in der Demokratie.
Am 27.09.2025 einstimmig von der Mitgliederversammlung der GGG in Bad Sassendorf beschlossen.
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(1) Der Begriff Gesamtschule umfasst alle Schulen des gemeinsamen Lernens. Diese heißen in den unterschiedlichen Bundesländern Gemeinschaftsschule, Gesamtschule, Integrierte Sekundarschule, Oberschule und Stadtteilschule. Sie kennzeichnen sich u. a. dadurch, dass sie sich als inklusive Schulen verstehen, die zu allen Abschlüssen führen.