Hamburg geht mit Beginn dieses Schuljahres ins vierte Jahr der „Inklusion“. Dabei wird diese umfassende Aufgabe in der Sekundarstufe nahezu ausschließlich von der jungen Schulform Stadtteilschule geleistet. Um der ungleichmäßigen Verteilung der Kinder mit Förderbedarf und der Ballungen an Stadtteilschulen in schwierigen sozialen Lagen entgegenzuwirken, hat die Behörde in diesem Jahr den Versuch gemacht, durch Umsteuerung für eine gleichmäßigere Verteilung zu sorgen. Die Gymnasien waren hiervon ausgenommen.

Augenmaß war zudem nötig, weil Kinder mit Förderbedarf möglichst ortsnah an ihre Schule anzubinden waren. Das Ergebnis dieser Umverteilung ist noch nicht veröffentlicht. Es zeichnet sich gleichzeitig aber schon jetzt ab, dass Ressourcenfragen neu zu regeln sind. Denn seit 2012 werden die Schulen unabhängig von der Zahl der Förderkinder für ihre Aufgabe mit einer systemischen Ressource versorgt, die in Abhängigkeit vom Sozialindex der Schule vergeben wird. Durch die Umverteilung jedoch sind neue Quantitäten geschaffen worden, so dass die Behörde nachsteuern muss.

Zurück zu den Fächern!? Mit der Novelle der Ausbildungs- und Prüfungsordnung zum 01.08.2013 wurden die Lernbereiche Naturwissenschaften und Technik sowie Gesellschaftswissenschaften wieder in die Fächer aufgegliedert. Per Schulkonferenzbeschluss kann bei der Behörde die Integration der Fächer in Lernbereiche beantragt werden, der Regelfall jedoch ist die Aufgliederung in Einzelfächer. Damit ist für die Naturwissenschaften der alte Zustand von vor 2011 hergestellt. Für das Fach Gesellschaft, das seit mehr als 40 Jahren konstituierender Bestandteil einer integrierten fächerübergreifenden Bildung an der Gesamtschule war, ist dies ein Eingriff in einen anerkannten und bewährten Lernbereich. Es bleibt abzuwarten, in welchem Umfang die Stadtteilschulen Gebrauch von der „Öffnungsklausel“ machen. Die Diskussion an den Schulen hat begonnen.

Für einen starken Aufschlag sorgte die Veröffentlichung der KESS-Ergebnisse des Abiturjahrgangs 2012 (KESS: Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schüler). Gegenstand dieser Längsschnittuntersuchung eines Schülerjahrgangs waren die Leistungen in Englisch, Mathematik und in den Naturwissenschaften. Die wesentlichen Befunde: Eine deutlich gestiegene Schülerzahl in der gymnasialen Oberstufe, damit einhergehende erhöhte Bildungsbeteiligung und ein höherer Anteil von Schüler/innen aus bildungsfernen Elternhäusern und mit nichtdeutscher Muttersprache. Im Vergleich zum Gymnasium konstatiert der Bericht Lernrückstände aus der Mittelstufe, die sich aber reduzieren, wenn man die soziale Lage der jeweiligen Schülerschaften berücksichtigt. Erfreulich ist der Befund, dass die Mehrzahl der Schüler/innen in der Oberstufe erhebliche Lernzuwächse erzielt. Der Leiter der Studie, Ulrich Vieluf, machte jüngst in einem Interview in der TAZ deutlich, dass die Bandbreite der Testleistungen erheblich sei. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen.

Der Landesvorstand hat Anfang September eine „Standortbestimmung der Stadtteilschulen in Hamburg“in einer Broschüre veröffentlicht. Sie beschreibt wesentliche Handlungsfelder für die zukünftige Entwicklung dieser Schulform in Hamburg.

Barbara Riekmann