Baden-Württemberg
Aktuell
­

Zum persönlichen und zum demographischen Wandel in BW

Wie schon in der letzten Ausgabe des Journals berichtet, hat die GGG-BW jetzt einen ordentlich gewählten Vorstand. Bisher konnte ich mich lediglich als „Sprecher“ der GGG BW bezeichnen, bin jetzt aber gewählter zweiter Vorsitzender und Kassenwart.

Den Vorsitz für BW hat nun Frau Prof. Dr. Katrin Höhmann übernommen. Sie ist Prof. an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg und für die GGG BW ein besonderer Glücksfall. Ich bin froh und erleichtert, nun endlich in die zweite Reihe zurücktreten und jüngeren, noch im aktiven Dienst stehenden Mitstreitern das Feld überlassen zu können.

Der demographische Wandel in BW ist in aller Munde. Aber gibt es den in der Stadt überhaupt? Die Stadt Mannheim hat auf Initiative des Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz eine Schulentwicklungskommission eingerichtet, die jetzt gerade ihre Ergebnisse vorgestellt hat. Ich möchte auf einen grundsätzlichen Mangel in der Analyse der Schulsituation hinweisen, der möglicherweise auch andere Städte oder Bundesländer betreffen könnte. Die Schulschließungen im Bereich der Werkrealschule – fünf von neun sind betroffen – werden vorrangig mit dem Schülerrückgang begründet. Schaut man sich aber die Prognosen in der Schulstatistik 2013/14 der Stadt bis zum Schuljahr 2023/24 an, so stellt man fest, dass sich die Schülerzahl für die erste Klasse der Grundschule eher leicht erhöhen wird (8.936 jetzt und dann 8.978!). Frage also: Wo ist der demographische Wandel? Mit einer einzigen Ausnahme hätten die 33 Grundschulen der Stadt das Potenzial, Gemeinschaftsschulen zu bilden. Als Mindestvoraussetzung dafür hat das Ministerium eine stabile Zweizügigkeit und mindestens 40 Schüler/innen festgelegt. Es gibt Grundschulen mit über 100 Schüler/innen in Klasse vier, die drei kleinsten mit 45 Schüler/innen. D.h., die Kinder, die in die Sek. I übergehen, sind nach der 4. Klasse alle noch da, werden dann aber in der „Sortiermaschine“ des gegliederten Systems durch Elternwahl so verteilt, dass für die kleineren Schulen zu wenig Kinder übrig bleiben.

Den demographischen Wandel gibt es mit Sicherheit draußen auf dem flachen Lande, nicht aber in Mannheim und wohl auch nicht in anderen größeren Städten. Das Schulsterben hängt also fast ausschließlich mit dem neuen Wahlverhalten der Eltern und der Schulpolitik der Stadt zusammen, die auf dieses Phänomen nicht angemessen reagiert. Die Stadt hat offensichtlich noch nicht verstanden, dass der Trend zu höheren Abschlüssen ungebrochen und nicht aufzuhalten ist.

Die richtige Antwort darauf muss heißen: Alle Kinder in eine Schule, sei es dann eine Gemeinschafts- oder eine Gesamtschule.

Jürgen Leonhardt