Baden-Württemberg
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Auf Einladung der Bundesfachgruppe Gesamtschule der GEW trafen sich Vertreter der drei baden-württembergischen Schulen in der Staudinger Gesamtschule in Freiburg. Die Schullandschaft in BW ist sowohl durch die demographische Entwicklung, den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung, die Krise der Haupt-/Werkrealschule als auch die Gründung einer neuen Schulart, der Gemeinschaftsschule (GMS) heftig in Bewegung geraten. Anlass genug für die drei alten integrierten Gesamtschulen, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Danach sollte eine Strategie zur Weiterentwicklung der drei Schulen versucht werden. In einem Redebeitrag wurden die Schulen als „Solitäre“ bezeichnet.

Die drei Schulen haben sich in 40 Jahren so gut entwickelt, dass sich alljährlich bis zu doppelt so viele Schüler/innen anmelden als aufgenommen werden können. Ihr Erfolgsgeheimnis besteht vor allem in der guten Förderleistung. Beispiel IGMH Mannheim: Mehr als die Hälfte der Abiturient/innen hatte keine Gymnasialempfehlung. Kein/e Schüler/in verlässt die Schule ohne Abschluss. Für einen Absteiger steigen vier bis fünf auf!

Die Freiburger Kollegen haben sich auf das ursprüngliche Konzept der Gesamtschule besonnen: Volle Integration des Unterrichts von Klasse fünf bis zehn! Die Kursbildung der Vergangenheit entfällt. Der erste Jahrgang ist bereits auf dem Weg. Die Schule baut auf Erfahrungen von 40 Jahren Umgang mit Heterogenität auf. Formal entspricht dies durchaus dem Ansatz der GMS. Der Unterschied ist aber, dass die Staudinger Gesamtschule – wie die anderen beiden Schulen auch – schon immer eine funktionierende gymnasiale Oberstufe hat. Die GMS lässt bis jetzt kaum Ansätze in dieser Richtung erkennen. Auch das ist Grund für die Schulleitung der Staudinger, keinen Antrag auf Genehmigung als GMS zu stellen. Sie hält auch die Mindestgröße für die Genehmigung einer Oberstufe (60 Schüler/innen pro Jahrgang) für viel zu hoch. Die anderen beiden Schulen, die IGMH in Mannheim und die IGH in Heidelberg, verfolgen da zwar andere und unterschiedliche Ansätze. Sie arbeiten an ihren Konzepten. So hat die IGMH vor, das alte Kurssystem schrittweise abzubauen. Allen gemeinsam ist der feste Wille, „eingefahrene Routinen“ aufzugeben und alte Pfade zu verlassen.

Die Bundesfachgruppe bietet Beratung an, ebenso wie die GGG-Bund, die zusammen mit der GEW-BW am 14./15.11.2014 eine Fachtagung in der IGS Mannheim (IGMH) veranstaltet, zu dem alle Bildungsinteressierte der gesamten Republik eingeladen sind.

Wir Gesamtschulleute erhoffen uns davon Antworten auf die vielen offenen Fragen in BW.

Jürgen Leonhardt