Im Februar endete die Anmelderunde für die kommenden fünften Klassen. 5.636 Eltern (42,3 %) entschieden sich für die Stadtteilschule, 7.186 (54%) für das Gymnasium. 1,1 % der Anmeldungen entfallen auf die vier sechsjährigen Grundschulen, 2,6% auf die Sonderschulen und die Regionalen Bildungs- und Beratungszentren. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich damit die Anmeldequote für die Stadtteilschulen um 1,2%.
Diese Entwicklung stellt aus vielerlei Gründen Anlass zur Besorgnis dar:
- Im Jahr 2010 ist Hamburg mit dem Zweisäulenmodell aus Stadtteilschule und Gymnasium gestartet. Mit niedrigeren Klassenfrequenzen, dem Ausbau aller Stadtteilschulen zu Ganztagsschulen, dem Aufbau von Oberstufen an allen Stadtteilschulen und mit einem Programm für Schulen in „schwierigen Lagen“ wurde viel in die „Starkstellung“ der Stadtteilschulen investiert. Und doch verstärkt sich mit der diesjährigen Anmelderunde eine Schieflage, die nicht allein aus jährlichen Schwankungen erklärt werden kann. Betrug der Anteil der Stadtteilschulen an den Anmeldungen im Jahr 2011 noch 46%, so sind es heute - fünf Jahre später - 3,7% weniger.
- Die Ergebnisse der 58 Stadtteilschulen weichen erheblich voneinander ab. Allein 15 Standorte liegen z.T. seit mehreren Jahren deutlich unter der gesetzlich festgelegten Mindestgröße von 78 Schülerinnen und Schülern (drei Züge); nicht wenige davon befinden sich in sozialen Brennpunkten. Umgekehrt gibt es eine Reihe überangewählter Schulen, deren überzählige Schülerinnen und Schüler auch in diesem Jahr bis zu den Sommerferien an diese Standorte umverteilt werden. Eine Praxis, die, genährt durch jährliche Wiederholung, nicht ohne Wirkung auf das Elternwahlverhalten insbesondere bildungsnaher Familien geblieben ist. An einigen dieser Standorte sind die Zahlen deutlich zurückgegangen. Die Daten legen die Vermutung nahe, dass dieses die Gymnasien der jeweiligen Region stärkt. Durch die Neugründung eines Gymnasiums, das auf Anhieb 113 Anmeldungen verzeichnen konnte, wurde dieser Trend verstärkt. Die Gründung eines weiteren Gymnasiums ist zudem angekündigt.
- Bei sinkenden Schülerzahlen, aber gleichbleibenden oder gar – wie in diesem Jahr – steigenden Zahlen von Kindern mit Förderbedarf in den Bereichen Lesen, Sprache und emotionale Entwicklung auf voraussichtlich über 16% verändert sich die Binnenstruktur der Schülerschaft der Stadtteilschulen nachhaltig.
- Derzeit beschäftigt die Stadt zudem die Frage, wie die Verteilung der Flüchtlingskinder gesteuert werden kann. So weist die Statistik aus, dass an Stadtteilschulen fast 100 und an Gymnasien 30 Flüchtlingsklassen eingerichtet worden sind. Hauptkriterium: Die räumlichen Reserven der Schulen. Auch von dieser Entwicklung sind Schulen in sozialen Brennpunkten überproportional betroffen.
Der Landesvorstand unterstützt mit mehreren Veranstaltungen die Arbeit der Stadtteilschulen. Im Dezember 2015 haben wir zusammen mit den Schulleiter/innen, deren Schulen in der GGG organisiert sind, einen Strategieworkshop durchgeführt. Zur Arbeit in multiprofessionellen Teams fand am 25.02.2016 eine halbtägige Fortbildung statt.
Wir freuen uns auf eine Veranstaltung mit Felix Winter zum Thema Leistungsrückmeldung, die wir am 05.04.2016 in Kooperation mit dem Landesinstitut durchführen. Vom 18. bis 20.04.2016 finden zum zweiten Mal die Schulbesuchstage statt, für die zwölf Schulen 125 Besucherinnen und Besuchern ihre Türen öffnen.
Barbara Riekmann