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Länderbericht Hamburg 2017-03

„150 Tage nach dem Positionspapier“ haben sich die Schulleiterinnen und Schulleiter der in der GGG organisierten Stadtteilschulen mit einer gleichnamigen Presseerklärung erneut öffentlich zu Wort gemeldet. Das Papier habe, so die Bilanz, eine breite bildungspolitische Debatte in der Stadt ausgelöst – begleitet von zahlreichen Gesprächen mit Parteien, Verbänden, Wissenschaftlern und namhaften Einzelpersonen. Zumindest drei der von den Stadtteilschulleiterinnen und -leitern konkret benannten Handlungsfelder waren von der Behördenleitung aufgenommen worden, indem Arbeitsgruppen für eine Imagekampagne, zum Übergang von der Grundschule auf die Sekundarstufe I und zur Modellierung eines neuen Anmelde- und Aufnahmeverfahrens eingerichtet wurden. Der Zeitplan sieht vor, dass erste Ergebnisse im April vorliegen sollen. In ihrer Presseerklärung mahnen die Sprecher/-innen der GGG-Schulleiter-Vereinigung jedoch an, dass mehr nötig sei: „... die dringend gebotene breite Debatte in und mit der Behörde um Bildungsgerechtigkeit, um eine Schule der Zukunft, die sozial und inklusiv ist und die nicht ausgrenzt“ müsse auch weiterhin öffentlich geführt werden.

Ausgehend von der zweigliedrigen Schulstruktur der Stadt sah sich die Politik genötigt, eine Reform der Lehrerbildung auf den Weg zu bringen. Im Januar 2017 veröffentlichte die Behörde die Empfehlungen einer im Jahr 2016 eingerichteten Expertenkommission. Vorgeschlagen wird, das jetzige stufenübergreifende Hamburger Lehramt an der Primarstufe und der Sekundarstufe I (umgangssprachlich fälschlicherweise als GHR-Lehramt bezeichnet) abzuschaffen und durch jeweils eigenständige Lehrämter für die Grundschule und die Stadtteilschule zu ersetzen.

Damit orientieren sich die Empfehlungen auftragsgemäß an der gegenwärtigen Schulstruktur in der Stadt. Nicht mehr abgebildet wären allerdings die Hamburger Langformschulen (immerhin 20% der Stadtteilschulen). Zugleich besteht die Gefahr einer potenziellen Entwertung des Grundschullehramtes. Die Ausbildungsanforderungen an das neue Stadtteilschul-Lehramt sind bis auf letztlich kleine Differenzierungen mit dem gymnasialen Lehramt identisch, so dass ein einheitliches Lehramt auf der Hand läge. Die Kommission hat dies (in einer Fußnote!) auch gesehen, jedoch die Auffassung vertreten, dass hierzu politische Entscheidungen nötig wären. Die GGG Hamburg hat mit einer Presseerklärung ihre Position zu den Empfehlungen deutlich gemacht und angekündigt, sich aktiv in die Diskussion einzubringen, um zu erreichen, dass „in der Lehrerausbildung strukturelle Weichen gestellt werden, die ein inklusives Schulsystem fördern und nicht verhindern“.

Mit Dr. Reinald Eichholz, einem engagierten Vertreter für Kinderrechte und Inklusion, und Peter-Ulrich Meyer, dem Ressortleiter des Hamburger Abendblattes und ausgewiesenem Kenner der Bildungsszene, fand im Dezember 2016 eine hoch ambitionierte Veranstaltung zur Frage der Inklusion und zur Entwicklung des Hamburger Schulwesens statt. Wir setzen unsere Veranstaltungsreihe mit Dr. Annemarie von der Groeben am 15. Mai zur Frage guter Lernbedingungen für Kinder und am 15. Juni mit Prof. Dr. El Mafaalani zum Thema Schule und Armut von Kindern fort. Mit den Schulbesuchstagen vom 10. bis 12. April eröffnet die GGG Hamburg zum dritten Mal die Möglichkeit, interessante Konzepte und Modelle an Stadtteilschulen kennenzulernen.

BARBARA RIEKMANN