Am 27.01.2010 hatte der Landesvorstand der GGG Saarland Gelegenheit, mit Herrn Minister Klaus Kessler (GRÜNE) zu sprechen. Wichtig war dem ehemaligen GEW-Landesvorsitzenden, um Einsicht und Verständnis dafür zu werben, dass kaum Ziele der GGG, die er als Person teilt, Eingang in die Koalitionsvereinbarung gefunden haben. Andererseits wurden den Koalitionspartnern (CDU und FDP) doch einige Zugeständnisse abgerungen. Dazu gehört die freie Schulwahl nach dem 4. Grundschuljahr, das obligatorische 3. Kindergartenjahr, in dem die Kinder bereits von Grundschullehrer/innen stundenweise unterrichtet werden sollen, und die Absicht, die Grundschulzeit um ein 5. Schuljahr zu verlängern.
Positiv steht der Minister zum Ausbau von Ganztagsangeboten – im Saarland gibt es nur eine staatliche Ganztagsschule im Bereich Sekundarstufe I (GeS Neunkirchen). Herr Werner König, der neue Gesamtschulreferent (Nachfolger von Irmela Freigang), kam gerade von einer Konferenz in der Gesamtschule Saarbrücken Rastbachtal, die sich zur Ganztagsschule weiterentwickeln möchte. Die von der CDU-Landesregierung eingeleitete Verstärkung der Schulsozialarbeit in verschiedenen Projekten wird verstetigt. Das hat der Landesvorstand zustimmend zur Kenntnis genommen. Der Minister seinerseits wird Versuche mit anderen Modellen des Abschlussverfahrens zunächst für den Hauptschulabschluss offen gegenüber treten, wie auch Versuchen, die äußere Fachleistungsdifferenzierung abzulösen. Versuchsanträge müssen gut begründet sein. Die GGG Saarland wird die Gesamtschulen bei Vorbereitung von Anträgen und ggf. ihrer Genehmigung nach Kräften unterstützen. Zentral und besonders heftig umstritten ist die an eine Verfassungsänderung gebundene Einführung des 5. Grundschuljahres.
Ein weiteres umstrittenes Ziel ist es, Gesamtschule und Erweiterte Realschule zur "Gemeinschaftsschule" bei Bestandsgarantie für das Gymnasium zusammenzuführen.
Vor allem gegen das 5. Grundschuljahr machen der Philologenverband und auch Gymnasialeltern mobil: Kein G 7! ist die Parole. (Die Verkürzung auf G 8 haben seinerzeit die Gymnasiallehrer/innen und vor allem die Schulleitungen wenn nicht begrüßt, so doch billigend in Kauf genommen.)
Gemeinsam mit Vertretern der GEW, der Arbeitskammer und anderen interessierten Gruppen und Personen sucht die GGG Saarland nach Wegen, möglichst viele eigene Vorstellungen in die Umgestaltung der saarländischen Schulen so einzubringen, dass der Weg zu einer inklusiven gemeinsamen Schule vorbereitet wird. Durchsetzbar ist diese Schule mit dieser und wohl auch mit einer eines Tages veränderten Koalition wohl nicht. Der SPD stehen die Gymnasialschüler/innen derzeit auch näher als die in den anderen Schulformen. Das zeigt sich darin, dass sie bei der Einführung eines 5. Grundschuljahres nur nach der Umsetzung für die Gymnasien fragen. – Über die weitere Entwicklung wird zu berichtigen sein.
Nach Meldungen der Saarbrücker Zeitung beabsichtigt Minister Kessler, Lehrer/innenstellen vom Gymnasium in andere Schulformen zu verlagern. Im Sommer 2009 hat der Doppeljahrgang G8 / G9 Abitur gemacht. Damit werden nach Berechnungen des Ministeriums etliche Planstellen in den Gymnasien frei. – Die GGG Saarland begrüßt diese Entscheidung, wurden doch die Gesamtschulen in den zurückliegenden Jahren bei der Lehrerzuweisung systematisch benachteiligt.
Allerdings warnt die GGG die Lehrerverbände davor, sich wechselseitig zu bekämpfen. Dass der Versuch, das Problem des Lehrer/innenmangels "für die einzelnen Schulgattungen getrennt zu lösen, scheitern [muss] ", beschwor bereits Georg Picht vor über 45 Jahren.
Am Donnerstag, den 06.05.2010, wird die Vortragsreihe Die GGG lädt einfortgesetzt mit dem Bericht von einer Exkursion an die IGS Göttingen-Geismar: Blick in den Leuchtturm. (Zuletzt sprach Ottmar Wagner, Gesamtschullehrer GeS Marpingen, über Integration in Nord-Irland.)
Mit einem Gesamtschulfest in der GeS Neunkirchen wird das Schuljahr abgeschlossen.
Die Arbeit aber geht weiter. Voraussichtlich im Mai wird Minister Kessler seine Pläne konkretisiert der Öffentlichkeit vorstellen. Die GGG Saarland wird sich in die dann stattfindende Diskussion kompetent und streitbar einmischen.
Klaus Winkel