Vor 40 Jahren konnten die ersten Gesamtschüler/ innen der IGS Dillingen begrüßt werden. In 5 Jahren werden die letzten Gesamtschüler/ innen mit Abschluss des 10. Schuljahres entlassen. Die bis dahin existierenden Gesamtschulen sind mit Beginn des neuen Schuljahres für die neu einzuschulenden Kinder Gemeinschaftsschulen.
Zur Erinnerung: der inzwischen aufgelöste saarländische Landtag hat mit der entsprechenden Mehrheit der Abgeordneten der Jamaika-Koalition und der LINKEN die „Zweigliedrigkeit pur“ (Klaus-Jürgen Tillmann) mit Gymnasium und Gemeinschaftsschule einschließlich gymnasialer Oberstufe eingeführt und in der Verfassung verankert.
Die SPD-Fraktion hat seinerzeit nicht zugestimmt, weil die personelle und materielle Ausstattung der neuen Schulform den ihr gestellten Aufgaben als nicht hinreichend angesehen wurde und weil den Kollegien keine Ressourcen für ihre Vorbereitung und die Erstellung von Schulentwicklungsprogrammen zur Verfügung gestellt wurden. Diese Auffassung vertrat auch der Landesvorstand, der zudem auch konzeptionelle Forderungen aufstellte.
In diesen Tagen handeln die Großkoalitionäre von CDU und SPD ihren Koalitionsvertrag aus. Gespannt warten wir nun auf ein Ergebnis.
Der Landesverband Saarland wird sich weiterhin massiv und kontinuierlich dafür einsetzen, dass die Gemeinschaftsschule mindestens den Standard der Gesamtschule erreicht und darüber hinaus so ausgestattet wird, dass der Inklusionsauftrag von den Lehrer/innen akzeptiert und Inklusion realisiert werden kann und dass der Regelabschluss der Gemeinschaftsschule der mittlere Bildungsabschluss nach dem 10. Schuljahr wird. Insofern begreifen wir die Einführung der Gemeinschaftsschule als Chance, die wir nutzen wollen.
Am 14.02.2012 wurde der Vorstand neu gewählt: 1. Vorsitzender Günther Clemens, 2. Vorsitzender Thomas Bock, Schatzmeisterin Sigrid Weber, Schriftführer Klaus Winkel. Dazu wurden sechs Beisitzer/innen gewählt, um die wichtigsten Aufgabenfelder mit Personen abzudecken. Zudem wurde beschlossen, die Ziele des Landesverbands GGG-Saarland so festzulegen, dass er für die Gemeinschaftsschulen aktiv werden kann und das langfristige Ziel Eine Schule für alle Kinder und Jugendliche nicht aufgibt.
- Aufgabe der GGG-Saarland ist es, Schulen zu fördern, in denen Kinder und Jugendliche lange gemeinsam lernen. Sie will insbesonderedie Schulen bei der Umsetzung des Inklusionsgebots nach Artikel 24 der UNBehindertenrechtskonvention unterstützen sowie Politik und Schulverwaltung beraten,
- Forschung in allen Fragen, die das lange gemeinsame Lernen betreffen, anregen,
- die öffentliche Diskussion um die Schulen des langen gemeinsamen Lernens fördern und versachlichen,
- Lehrer/innen, Sozialpädagoge/innen und Elternschaft mit allen Fragen der Schule des langen gemeinsamen Lernens vertraut machen,
- zur Aus-, Fort- und Weiterbildung beitragen,
- die Zusammenarbeit von Lehrerschaft, Sozialpädagog/inn/en, Eltern, Schulträgern, Schulaufsicht und Politik sowie Vereinen und öffentlichen Einrichtungen in der Selbstständigen Schule fördern und ihre Partizipation ermöglichen,
- Chancengerechtigkeit für alle Kinder und Jugendliche durchsetzen,
- durch die Ergebnisse ihrer Arbeit Gesetzgebern, Kultusverwaltungen und Schulträgern Vorschläge und Hilfe bei der Einrichtung und Organisation und Gestaltung von Schulen des gemeinsamen Lernens bieten.
Zur Erreichung dieser Ziele erarbeitet der Vorstand zurzeit ein Positionspapier (in Anlehnung an das des LV Hessen).
Am 03.09.2012 veranstaltet die GGG zusammen mit der GEW den 1. Tag der Gemeinschaftsschule. Als Gastreferent wurde Prof. em. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann gewonnen.
Zusammen mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), der Arbeitskammer (AK) Saarland und der GEW wird im Herbst der Tag der Schulsozialarbeit durchgeführt. Im Lichte eines erweiterten Bildungsbegriffs ist die Zusammenarbeit von Jugendhilfe, Eltern und Schule zu intensivieren. Darum kümmert sich der Vorstand durch entsprechende personelle Besetzung in Zukunft intensiver.
Dies gilt auch für die Zusammenarbeit mit den Eltern. Personell ist der Landesvorstand mit der Landeselterninitiative für Bildung verzahnt. Geplant wird eine gemeinsame Veranstaltung im Januar 2013 mit Ulrich Steffens (Wiesbaden). Er hat in einer der MV vorgelagerten öffentlichen Veranstaltungen zentrale Befunde aus der Unterrichtsforschung (Hattie-Studie) vorgestellt. Dieser Vortrag fand so große Resonanz, dass die Diskussion nun anders akzentuiert fortgesetzt werden wird.
Daneben werden weiterhin Exkursionen an Gesamtschulen und andere Bildungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Bildung und Medien durchgeführt. Die IGS Koblenz und die IGS Göttingen-Geismar sind bevorzugte Ziele. Die Fahrten nach Beatenberg werden ebenfalls gemeinsam angeboten.
Der Landesverband Saarland wird in Zukunft sehr sorgfältig darauf achten, dass die Gesamtschulpädagogik in den ehemaligen Gesamtschulen weitergeführt und weiterentwickelt wird. Die ehemaligen Erweiterten Realschulen sollen partizipieren und davon profitieren. Inklusion soll zu akzeptablen Bedingungen ermöglicht werden.
Das sog. Reichs-Grundschul-Gesetz (April 1920) hob die Vorschulen auf, bestätigt vom GG Artikel 7 (6) bis heute. Warum sollte nicht 2020 die Aufteilung von Schüler/ innen in verschiedene Schulformen und Leistungskurse grundgesetzlich verboten werden? Die Mauer ist schließlich auch gefallen.
Klaus Winkel