Als der Minister für Bildung, Klaus Kessler DIE GRÜNEN, sein Grußwort an die etwa 80 Referendare begann, standen diese auf, kehrten ihm den Rücken, so dass er auf blauen T-Shirts zigfach lesen konnte: "... unn tschüss!" So geschehen am 03.11.2010 im Dudweiler Bürgerhaus.
Ihr Eingangsgehälter sollen um 500 € pro Monat gekürzt werden. Bessere Einkommensverhältnisse erhoffen die Referendare in anderen Bundesländern.
Diese Kürzung sei alternativlos, sagt der Minister. Doch das Saarland hat einen überproportional hohen Anteil an Lehrern über 50 Jahre. Der Ersatzbedarf dürfte so hoch sein, dass Lehrer(innen) aus anderen Bundesländern angeworben werden müssten - gehen darf niemand.
Die finanzielle Notlage des Saarlands ist das Problem dieser Landesregierung.
Es beeinflusst naturgemäß alle Reformvorhaben und macht alle Versprechungen, die sog. Bildungsrendite im System zu lassen, von Vornherein unglaubwürdig.
Von der Einführung des gemeinsamen 5. Schuljahres hat sie allerdings Abstand nehmen müssen, weil die SPD nach wohl intensiven Gesprächen u.a. mit Peter Daschner, Hamburg, abgewunken hat. Die dazu notwendige Verfassungsänderung gibt ihr auch als Oppositionspartei die Chance, Entscheidungen herbei zu führen oder - wie in diesem Fall - zu verhindern.
Das zweite große Vorhaben der Jamaikakoalition, die Einführung der Gemeinschaftsschule als gleichwertiger zweiter "Säule" neben dem Gymnasium ist ebenfalls von der Zustimmung der SPD abhängig. Ob es zu einer Einigung kommen kann, scheint fraglich. Allerdings dringt über die Gespräche zwischen Regierung und Opposition so wenig in die Öffentlichkeit, dass auch vermutet werden kann, sie reden gar nicht miteinander.
Die GGG Saarland mischt sich ein. Sie beteiligt sich an den sog. Kamingesprächen, zu denen sich u.a. Personen aus der Arbeitskammer, der Gesamtlandeselternvertretung, der GEW, der Vereinigung Miteinander Leben lernen, der Hochschule für Technik und Wirtschaft (Sozialpädagogik) treffen. Erarbeitet wurde und fast veröffentlichungsreif ist eine Stellungnahme zur Gemeinschaftsschule. In Vorbereitung ist ein Papier zur materiellen Gleichwertigkeit von Gemeinschaftsschule und Gymnasium, zur Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule (am Beispiel Ganztagsschule) und geplant eine Ausarbeitung zur Lehrerbildung für die zwei gleichwertigen Schulformen. Die besondere Aufmerksamkeit der GGG gilt dabei der konzeptionellen Umsetzung der Behindertenrechtskonvention.
Der Landesvorstand geht davon aus, dass diese Stellungnahmen, weil sie von vielen Organisationen getragen werden, nicht ohne Wirkung bleiben.
Weitere Aktivitäten wie die Fahrt an die IGS Göttingen-Geismar - im Saarland sollen weitere gebundene Ganztagsschulen eingerichtet werden - und die Einladung an Prof. Dr. Silke Traub, Karlsruhe, zu einem Vortrag über Selbstorganisiertes Lernen an die Gesamtschule Wadgassen, haben nicht ganz die Aufmerksamkeit, wie sie das Engagement für das gemeinsame Lernen bis zum Mittleren Bildungsabschluss für (möglichst) alle beansprucht.
Klaus Winkel