Zurzeit läuft die Vorbereitung und Organisation des Oberschultages 2015 auf Hochtouren. Er wird von der GEW und GGG Bremen als Fachtagung gemeinsam veranstaltet und wird am 23. Juni 2015 stattfinden.
Es wird in der Hauptsache um eine Standortbestimmung des Aufbaus der Oberschulen gehen, denn 6 Jahre Erfahrungen in den Oberschulen und 5 Jahre Inklusionsprozesse sind zu bewerten. In diesem Schuljahr werden an ca. 9 Oberschulen die ersten Schulabschlüsse vergeben, die besonders scharf unter die Lupe genommen werden. Eine begleitende wissenschaftliche Koordinierung und Evaluation der Oberschulentwicklung haben für die Schulen nicht stattgefunden. Deshalb ist eine gründliche Analyse dieses Aufbauprozesses umso wichtiger. Wir fragen, ob sich die am Anfang formulierten Erwartungen erfüllt haben. Einen Anfang machen wir mit dem Oberschultag.
Die Anwahlzahlen für die neuen 5. Klassen ist das weitere z.Z. spannende Thema. Im ‚Weser-Kurier’ ist ein Ranking der 10 beliebtesten Schulen groß aufgemacht worden, und zwar nach den absoluten Anwahlzahlen. Platz 1 besetzt die Gesamtschule Ost, gefolgt vom Kippenberg Gymnasium und der Gesamtschule West. Die weiteren Plätze belegen 2 Oberschulen und 5 Gymnasien. D.h., dass sich unter den ersten drei Schulen 2 Gesamtschulen befinden, insgesamt aber 6 Gymnasien (von 8 in Bremen) unter den ersten 10 auftauchen. Die Innenstadtgymnasien sind danach stärker angewählt, als es Plätze gibt, ein Trend, der schon seit Jahren zu beobachten ist. In den Außenbezirken Bremens behaupten die beiden großen Gesamtschulen ihre gute Position, obwohl sie nicht bi9nnendifferenzeirt arbeiten und Noten schreiben. Andererseits gibt es eine Reihe von Oberschulen, die schwach angewählt worden sind, und das schon seit Jahren. Sie strampeln sich ab, legen anspruchsvolle Programme auf und festigen ihre Unterrichtsqualität. Diese Oberschulen haben auch keine Oberstufen, was weiterhin nicht zu einem erfolgversprechenden Image beiträgt. Eine Zweiklassen Gesellschaft unter den Oberschulen bedeutet dies, da einige wenige Oberschulen mit einer Oberstufe punkten können. Diese konfuse Hinterlassenschaft, eine krasse schulpolitische Fehlentscheidung, verdanken wir der vorigen Senatorin Jürgens-Pieper. Grundsätzlich muss man nach den Anwahlen konstatieren, dass das Zweisäulen Modell Bremen weit nicht zufriedenstellend funktioniert. Es fördert die soziale Entmischung, die Gift für eine bestmögliche Bildung bedeutet. Auch die Inklusion, die in den Oberschulen, aber nicht in den Gymnasien praktiziert wird, kann nur schlecht in einem exklusiven Schulmodell funktionieren, denn leistungsstarke Schüler werden von den Gymnasien und den wenigen privilegierten Oberschulen mit Oberstufen angezogen. Zum Teil könnte diese negative Entwicklung durch überproportionale gute Ausstattung dieser Schulen, vor allem personell, aufgefangen werden. Auf Dauer hilft aber nur die „Eine Schule für alle“, die die unzumutbaren Bedingungen für einen Großteil der Schulen aufhebt und Bildungsgerechtigkeit für alle schafft.
Kalle Koke