– Ministerin Prien verlangt „individuelle Förderung“
Pressemitteilung vom 15. 1. 2023
In einem Interview zum Schulstart nach den Weihnachtsferien hat Bildungsministerin Karin
Prien zum Teil widersprüchliche Botschaften verkündet. Die GGG als Verband der
Gemeinschaftsschulen begrüßt dabei, dass Prien als Reaktion auf kürzlich offenbar
gewordene Lernlücken an schleswig-holsteinischen Schulen klarstellt, ihr sei „wichtig, dass
[das einzelne] Kind individuell gefördert werden kann“.
Dazu bedarf es aber, nach Auffassung der beiden Verbandsvorsitzenden Johann Knigge-
Blietschau und Dr. Cornelia Östreich, keiner unnötig Stress auslösenden zusätzlichen Tests
oder enger Vorschriften bei den Lernmethoden.
Auch die Ankündigung, „bei der Analyse keinen Stein auf dem anderen lassen“ zu wollen, soll
anscheinend nur tatkräftig klingen. Denn wenn es der Ministerin mit ihrem Ruf nach
individueller Förderung von Schüler*innen ernst ist, liegt die Lösung bereits auf der Hand: Es
sind in Schleswig-Holstein vor allem die Gemeinschaftsschulen, die sich so auf das einzelne
Kind einzustellen verstehen, dass der optimale Bildungsabschluss erreicht werden kann –
häufig ein deutlich höherer, als beim Übergang von der Grundschule vorhergesagt wurde.
Die GGG würde daher wünschen, ja voraussetzen, dass die inzwischen 50-jährige Erfahrung
der Gesamt- bzw. Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein seitens des Ministeriums
abgefragt, gewürdigt und genutzt wird. Stattdessen sieht sich diese Schulart – insbesondere
als Gemeinschaftsschule ohne eigene Oberstufe – mit einer immer gravierenderen
Personalknappheit alleingelassen. Auf den „massiven Lehrermangel“ in ihrem Bundesland
angesprochen, behauptet Ministerin Prien, ein solcher Mangel existiere nicht. Diese
Behauptung gilt aber inzwischen allerhöchstens noch für die Gymnasien – und auch nicht für
alle!
Wenn die geforderte Analyse „von der Kita bis zur Hochschule sämtliche Bereiche in den
Blick nehmen“ soll, um Bildung zu verbessern, darf dieser Blick an den Gemeinschaftsschulen
nicht vorbeigehen. Die individuelle Förderung, wie sie Ministerin Prien anmahnt, wird dort
bereits geleistet.
Dr. Cornelia Östreich, Johann Knigge-Blietschau
Co-Vorsitzende der GGG Schleswig-Holstein