Das herausgehobene Ereignis der letzten Wochen war der Gewinn des Deutschen Schulpreises durch die Anne-Frank-Gemeinschaftsschule Bargteheide. Wir freuen uns mit der Schule und gratulieren recht herzlich. Damit wird eine Schule gewürdigt, die seit 1991 im Rahmen der Gesamtschularbeit ununterbrochen daran gearbeitet hat, das Prinzip des gemeinsamen Lernens und des Miteinander erfolgreich in die schulische Praxis umzusetzen.
Die anderen ehemaligen Gesamtschulen in Schleswig- Holstein, die ja jetzt Gemeinschaftsschulen sind, fühlen sich damit auch bestätigt. Sei werden ihre Arbeit auch weiter fortsetzen mit dem Ziel, irgendwann einmal alle Schulen zu Schulen des gemeinsamen Lernens zu machen.
Inzwischen sind ein großer Teil weiterer Schulen Gemeinschaftsschulen, aber der Anteil des gemeinsamen Lernens ist noch ausbaufähig. Das gegliederte Schulwesen steckt immer noch in zu vielen Köpfen.
Kleine Fortschritte gibt es: Im Kabinettsentwurf für das neue Schulgesetz gibt es die Begriffe „Hauptschule“ und „Realschule“ nicht mehr. Außerdem redet man nicht mehr von „gymnasialen“ Oberstufen, sondern nur noch von Oberstufen. Man sieht, der Fortschritt ist eine Schnecke.
Erfreulich ist es, dass das Ministerium 9 weiteren Gemeinschaftsschulen eine Oberstufe genehmigt hat. Damit ist dann ungefähr jede fünfte Gemeinschaftsschule eine Schule von 5 – 13.
Die Umwandlung der Regionalschulen in Gemeinschaftsschulen ist ebenfalls im Gesetzentwurf enthalten. Einen Sonderfall bilden die 5 Gymnasien mit Regionalschulteil. Diese werden die einmalige Konstruktion von Gymnasien mit Gemeinschaftsschulteil erhalten. Die GGG muss dabei sehr darauf achten, dass das nicht zum Etikettenschwindel wird – Gymnasium mit Gemeinschaftsschulteil (im Gemeinschaftsschulteil steckt aber lediglich die Berufsbildungsreife und der mittlere Abschluss).
Die Bildungskonferenz geht weiter
Inzwischen haben weitere Arbeitsgruppen getagt. Im Schwerpunkt für uns liegt naturgemäß die Arbeit der GGG, auch in den Verordnungen das gemeinsame Lernen als Leitmotiv durchzusetzen. Das ist nicht immer einfach, zumal zwei Abteilungen des Ministeriums mit durchaus unterschiedlichen Vorstellungen daran beteiligt sind.
Lehrerausbildung
Bisher wird von der Ministerin ein Modell favorisiert, welches ein Grundschullehramt und eine Sek I/II- Ausbildung vorsieht. Dagegen gibt es natürlich heftigen Widerstand. Es wird spannend sein, wie die Diskussion weiter verläuft und ob endlich die Benachteiligung der Nicht-Gymnasiallehrkräfte beendet wird.
Die Presseverlautbarung hier im Auszug:
Klar sei bereits, dass es in Schleswig-Holstein zukünftig Primarstufen- und Sekundarlehrer/innen geben werde sowie den Schwerpunkt Inklusion.
Die Universität Kiel wird Sekundarlehrer/innen ausbilden, die nach ihrem Examen in den Jahrgängen 5 bis 12/13 sowohl an der Gemeinschaftsschule wie am Gymnasium einsetzbar seien. Dabei werde das hohe fachwissenschaftliche Niveau der Kieler Ausbildung erhalten bleiben und die didaktisch-pädagogischen Anteile sowie der Praxisbezug gestärkt werden, betonte der Staatssekretär und fügte hinzu, dass zukünftig auch die Universität Flensburg in einer Reihe von Fächern Sekundarlehrer für die Jahrgänge 5 bis 12/13 ausbilden werde. In Flensburg werde es darüber hinaus einen Studiengang für Sekundarlehrer geben, die ausschließlich in den Jahrgängen 5 bis 10 einsetzbar seien sowie eine Ausbildung für Primarlehrer. „Ich freue mich, dass die Gespräche mit beiden Hochschulen in so konstruktiver und sachlicher Atmosphäre stattfinden“, sagte Fischer (Wissenschaftsstaatsekretär).
Durch diese Äußerungen ist wieder klar geworden, dass die herausgehobene Stellung der Gymnasiallehrer weiter erhalten bleiben wird. Man darf gespannt sein.
Immer noch das alte Thema: Das Verhältnis zwischen den Gemeinschaftsschulen mit gymnasialer Oberstufe (die alten Gesamtschulen) und den Gemeinschaftsschulen ohne gymnasiale Oberstufe. Die ersteren gehören zudem zu einer anderen Abteilung im Ministerium, zu der auch die Gymnasien gehören und sind schulaufsichtlich auch dem Ministerium unterstellt. Die Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe sind den jeweiligen Kreisschulämtern unterstellt. Das sind andere Diskussionskulturen.
Klaus Mangold