2017 finden in Schleswig-Holstein Landtagswahlen statt. Zurzeit beginnen sich die Parteien zu positionieren. Was bei einem Regierungswechsel bildungspolitisch zu befürchten wäre, zeigt u.a. die FDP mit immer wieder rückwärtsgewandten Anträgen und Initiativen, zuletzt mit einem Antrag zur Wiedereinführung einer Übergangsempfehlung der Grundschulen und einer beabsichtigten Reduzierung der Gemeinschaftsschulen auf die Bildungsgänge zum „Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss“ und zum „Mittleren Schulabschluss“. Zum Glück gibt es dafür im Augenblick weder auf der politischen Ebene noch in der Bevölkerung hinreichende Unterstützung.
Nachdem der zu Beginn der Legislaturperiode von der Regierungskoalition aus SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und dem SSW gesetzte bildungspolitische Schwerpunkt, die Stärkung des Gemeinsamen Lernens, in den Zielsetzungen des Regierungsprogrammes weitgehend realisiert wurde, sind neue bildungspolitische Akzente (Inklusion, Übergang Schule/Beruf, Qualitätsverbesserung des Unterrichts, Vermittlung von DaZ und Integration der Flüchtlinge, Erfüllung der Stundentafel sowie digitales Lernen) gesetzt worden. Diese sind richtig und finden unsere Unterstützung. Allerdings darf nicht aus den Augen verloren werden, dass die Gemeinschaftsschulen eine Reihe der Aufgaben weitgehend alleine zu tragen haben, während die Gymnasien auch hierbei „selektiv auswählen“. Neben einer angemesseneren Beteiligung der Gymnasien an sämtlichen gesamtgesellschaftlichen und bildungspolitischen Herausforderungen fordern wir vor allem auch hinreichende materielle und personelle Ressourcen für die zu bewältigenden Aufgaben. Ein weiteres Anliegen für uns ist die rechtliche Gleichstellung der Gemeinschaftsschulen mit den Gymnasien, beispielsweise im Zusammenhang mit den Versetzungsregelungen in die Oberstufe. Wir werden unsere Positionen aktiv in die politische Diskussion einbringen und uns vor allem dafür einsetzen, dass das jetzt in Schleswig-Holstein etablierte Zweisäulenmodell nicht doch wieder als Ergebnis unzulänglicher rechtlicher Vorgaben und Unterstützung einen neuen Aufguss eines gegliederten, selektiven und separierenden Schulsystems darstellt.
Blick über den Zaun (BüZ) hat es vorgemacht. Jetzt entsteht in Schleswig-Holstein eine vergleichbare Struktur auf Landesebene. Die neue Struktur firmiert unter dem Namen Netzwerk Schulentwicklung Schleswig-Holstein. In dem Netzwerk gestalten und evaluieren interessierte Schulen Schulentwicklungsprozesse gemeinsam und erhalten Anregungen und Hilfen für die weitere Entwicklung. Sie besuchen sich gegenseitig und beraten einander. Das Netzwerk Schulentwicklung Schleswig-Holstein besteht zunächst aus acht Initiativschulen, darunter vier Gemeinschaftsschulen, die alle entweder für den Deutschen Schulpreis nominiert oder selbst Träger des Deutschen Schulpreises bzw. des Schulpreises Schleswig-Holstein waren. Jeweils zwei dieser Initiativschulen bilden mit drei Bewerberschulen, die sich im Rahmen des Netzwerks auf den Weg begeben, ein so genanntes Netzwerkteam. Das Netzwerk wird vom Ministerium für Schule und Berufsbildung, dem Institut für Qualitätsentwicklung Schleswig-Holstein und der Deutschen Schulakademie finanziell und organisatorisch unterstützt und gefördert.
Weitere Informationen: Karin.Krawietz(at)deutsche-schulakademie.de
Dieter Zielinski