Treibhaus der Schul-Zukunft übergeben

InitiatorInnen der Gemeinschaftsschul-Petition treffen Kultusministerin

"Dies ist ein Einblick in die Seele der Gemeinschaftsschule in fünf Bänden“, mit diesen Worten überreichte Dr. Ulrike Felger, Vorstandsmitglied im Verein für Gemeinschaftsschulen und Sprecherin des Elternnetzwerkes im Verein, gestern vor dem Stuttgarter Landtag Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann einen säuberlich gebundenen Papierstapel. Auf 260 Seiten Petitionskommentare haben die 16.845 Unterstützerinnen und Unterstützer des Aufrufes zusammen getragen, warum es die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg auch weiterhin geben muss.

Die Ministerin bedankte sich für dieses Geschenk und betonte, dass sie sich sehr gerne mit den Eintragungen aus der Gemeinschaftsschul-Community befassen wolle. "In den letzten Jahren ist im Schulsystem unseres Lands ein Schatz entstanden: sehr viele Menschen an unseren Schulen – Kinder, Eltern und Lehrer – sind dort glücklich und zufrieden", beschrieb Felger einen Zustand, der - wie die Ministerin selbst zugab - längst nicht überall an den Schulen im Land anzutreffen ist.

Neben bunten gebastelten Blumen mit Best-of-Auszügen aus den Petitionskommentaren überreichten die vernetzten Gemeinschaftsschul-Eltern im Beisein von ParlamentarierInnen nahezu aller Fraktionen der Ministerin ein bepflanztes Mini-Gewächshaus: "Die Gemeinschaftsschule ist noch ein zartes Pflänzchen, das gute Pflege und Wachstumsbedingungen braucht, um sich weiterhin gut zu entwickeln", appellierte Felger. Schließlich hätten mittlerweile rund 100.000 Eltern ihre Kinder der Gemeinschaftsschule – übrigens der einzigen konzeptionellen Ganztagsschule im Land - als Teil des staatlichen Schulsystems anvertraut.

Ministerin Eisenmann bedankte sich bei den Versammelten für die Präsente und versicherte den Eltern: "Sie können sich entspannen, die Gemeinschaftsschule steht in keiner Weise in Frage". Neugenehmigungen sowie der Ausbau von Sekundarstufe 1 und 2 seien weiterhin möglich und in der Koalition fest vereinbart. Für einen weiteren Austausch zum Thema sowie eine Innensicht der Schulpraxis im Land ersuchten die vernetzten Eltern die Ministerin um ein Folgegespräch im neuen Jahr.

"Wir freuen uns, dass das Bekenntnis beider Regierungsparteien bezüglich unserer Schulen so klar ist – es ist gut, das von den Verantwortlichen direkt zu hören", sagte Elternvertreterin Felger. Gleichzeitig mahnte sie: "Die Berichte der letzten Tage lassen die Frage aufkommen, wem die Bildung in Baden-Württemberg eigentlich gehört? Die Antwort kann nur lauten: Bildung ist ein öffentliches Gut aller Menschen im Land". Niemand stehe die alleinige Deutungshoheit des Themas zu.

In diesem Sinne fordern der Verein für Gemeinschaftsschulen und die vernetzten Eltern mit vielen anderen wie GEW, LEB oder dem Landesschulbeirat zeitnah eine breit aufgestellte und langfristi angelegte gesellschaftliche Diskussion darum, was wir von guter Schule erwarten und wie gute Bildung aussieht. "Die Bildungsmenschen im Land sind sich einig, dass ein solcher Prozess längst überfällig ist – wir müssen die Verständigung über Standards und Erwartungen an die Schulen im Land auf stabile Beine stellen", wünschen sich die Gemeinschaftsschul-Befürworter, dass die Regierung hier ähnlich wie beim Ganztagsgipfel endlich tätig wird.

Die gesammelten Kommentare zur Petition sind als pdf auf der Website des Vereins für Gemeinschaftsschulen www.verein-gemeinschaftsschulen-bw.org - wir empfehlen dringend die Lektüre in Stunden des Zweifelns
Mit herzlichen Grüßen
Ulrike Felger

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Die Sprecherin des Elternnetzwerkes wies bei dem Treffen mit Ministerin Eisenmann auf die Zeitschiene hin, die viele Gemeinschaftschul-Akteure bewegt: Im ausgehenden Frühjahr müssten die Familien der Gemeinschaftsschul-Starter-Kinder entscheiden, wie deren weiterer Bildungsweg aussehen soll. "Gerade beim Weg zum Abitur sind eine Reihe von wichtiger Details nach wie vor ungeklärt", bat Felger die Ministerin, sich hier weiter für eine Präzisierung der Rahmenbedingungen einzusetzen.

Neben Vertretern der SPD nahmen ParlamentarierInnen fast aller Fraktionen an der Petitionsübergabe teil.

Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, nutzte die Gelegenheit, gegenüber den Eltern ebenfalls erneut zu betonen, dass die Gemeinschaftsschule in keiner Weise zur Disposition stünde. "Hier spreche ich auch im Namen von Ministerpräsident Kretschmann - die Gemeinschaftsschule ist ein fester Teil unserer Schullandschaft", nahm Schwarz Bezug auf die aktuellen Medienberichte.