Die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg: Mit Beharrlichkeit im Gegenwind
Die gute Nachricht: Es gibt sie noch die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg. Sie war mit 299 Schulen beim Regierungswechsel so gut aufgestellt, dass die neue Landesregierung mit der neuen Kultusministerin Dr. Susanne Eisenman von vornherein Bestandsschutz garantierte. Die ersten Verlautbarungen von Frau Eisenmann, der ehemaligen Schulbürgermeisterin der Stadt Stuttgart, die wegen ihres pragmatischen und fachlich kenntnisreichen Agierens in Stuttgart sehr respektiert wurde, stimmten optimistisch.
Doch die Hoffnung, dass die politische Profilierung und der politische Wechsel nicht auf Kosten jener Schulform geschieht, die längeres gemeinsames Lernen propagiert, reduzierte sich in den letzten Wochen deutlich. Ohne die Gemeinschaftsschule grundsätzlich in Frage zu stellen, erhöht sich der Druck auf die tagtägliche Arbeit und die zukünftige Ausgestaltung massiv. Die weitere Zulassung von Gemeinschaftsschulen wird nicht offensiv gefördert, die Realschule wird bewusst in Konkurrenz zur Gemeinschaftsschule gestärkt und die Möglichkeit der Gemeinschaftsschulen, eine eigene Oberstufe zu gründen, wird mit so vielen Auflagen versehen, dass es nur wenige Gemeinschaftsschulen geben wird, die hierzu in der Lage sein werden.
Die bisher geltende Vorgabe, dass 60 Schülerinnen und Schüler auf E-Niveau Voraussetzung sind, um eine Oberstufe beantragen zu können, wurde so ergänzt, dass kaum eine Gemeinschaftsschule geben wird, die diese Voraussetzung erfüllen kann: Es muss seit neuestem zusätzlich eine stabile Vierzügigkeit in der Sekt I vorhanden sein, um eine Oberstufe beantragen zu können. Es gibt in Baden-Württemberg Gymnasien, die weder diese stabile Vierzügigkeit aufweisen noch 60 SchülerInnen haben, die in die Oberstufe übergehen. Gleichbehandlung sieht anders aus! Wer mehr über die Vorgaben wissen möchte, finde nähere Informationen unter: http://www.km-bw.de/,Lde/Startseite/Service/26_07_2016+Prognosekriterien+fuer+die+Genehmigung+einer+gymnasialen+Oberstufe/?LISTPAGE=131491
Sehr erfreulich und interessant sind die ersten öffentlich zugänglichen Vera 8 Ergebnisse für die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg. Wenn man bedenkt, dass es sich bei den Gemeinschaftsschulen überwiegend um umgewandelte Hauptschulen und Werkrealschulen handelt, sie noch nicht die Durchmischung an Schülerinnen und Schüler aller Leistungsniveaus haben, die man sich wünscht, und es sich um den ersten Durchgang in einer neu gegründeten, ihre Form und Arbeitsweisen noch entwickelnden Schulform handelt, ist das Ergebnis ausgesprochen ermutigend.
Aus der Vereinsarbeit lässt sich berichten, dass der sehr aktive Verein für Gemeinschaftsschule (www.verein-gemeinschaftsschulen-bw.org) und der Landesverband BaWü der GGG sich immer stärker zusammenschließen und es bei einigen Mitgliedern des Vereins für Gemeinschaftsschulen und der GGG-Baden-Württemberg den Wunsch gibt, zu fusionieren.
Katrin Höhmann, Jürgen Leonhardt, Mathias Wagner-Uhl