Es ist tatsächlich passiert. Die schwarz-gelbe Regierung ist nach fast 60 Jahren CDU-Herrschaft abgelöst! Nicht nur das im Frühling erwachende Land, auch die Politik wird grün. Die Eiszeit ist beendet, das Klima kippt in einen anderen Zustand und überspringt dabei noch Rot.
Dies war schon in der ersten Sitzung des Netzwerks „Länger gemeinsam lernen“ nach den Wahlen zu spüren. Völlig neu und unerwartet für uns Netzwerker war die Tatsache, dass sich aus dem Kreise der Anwesenden Leute meldeten, die in der „Arbeitsgruppe Bildung“ an den Koalitionsverhandlungen von Grün und Rot teilnehmen. So saß bei dieser Sitzung am 4. April Renate Rastätter, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, die uns all die Jahre im Netzwerk in Stuttgart begleitet hatte, nun als Mitglied der Arbeitsgruppe gegenüber und wollte von uns etwas über unsere Vorstellung von der neuen Schule hören. Nach all den strategischen Debatten in vielen Sitzungen vor der Wahl redeten die zahlreich erschienenen Netzwerkmitglieder nun erstmals über mehr inhaltliche Fragen, wie z. B.: Welche Schule wollen wir? Was ist eine gute Schule? Wie erkennt man die Qualität einer guten Schule? Wie setzt man das alles um? Zum ersten Mal auch gab es zu diesem Thema eine entsprechende Hausaufgabe“. Ein zentraler Punkt bei der Diskussion darüber war schnell gefunden: „Eine gute Schule fördert individuell und selektiert nicht“. Frau Rastätter teilte uns daraufhin mit, dass hier schon die ersten Schritte in dieser Richtung unternommen wurden:Die bisher verbindliche Grundschulempfehlung fällt ab dem Schuljahr 2012/13 weg.Dies sei Konsens zwischen GRÜNEN und SPD. Weiterhin werden ab Regierungsübernahme im Mai alle etwa 60 Anträge aus den Kommunen des Landes auf längeres gemeinsames Lernen überprüft und gegebenenfalls auch genehmigt. Für das Ressort des Kultusministeriums hat die SPD die Mannheimer Schulbürgermeisterin Frau Gabriele Warminski-Leitheußer vorgeschlagen. Eine gute Wahl! Ich kenne sie persönlich aus meiner Arbeit für eine zweite Gesamtschule in Mannheim. Sie hat sich als engagierte Kämpferin für die Idee des längeren gemeinsamen Lernens gezeigt. Im Falle des Konfliktpunktes „Stuttgart 21“ hat es bereits eine Einigung gegeben: Die Volksbefragung wird durchgeführt! Der designierte Ministerpräsident Herr Winfried Kretschmann von den GRÜNEN will sich dem Votum der Bürger beugen, falls es eine entsprechende Mehrheit für das Projekt geben sollte. Die InterimskKultusministerin Frau Prof. Marion Schick war vor ihrer Amtsübernahme in BW noch rasch in die CDU eingetreten. Jetzt kann sie wieder nach Bayern zurück, wo sie herkam, und auch vielleicht wieder austreten. (Oder kann man in Bayern etwa als CDU-Mitglied Karriere machen?)
Jürgen Leonhardt