Die Lage in Baden-Württemberg scheint sich etwas beruhigt zu haben. Weitere Protestaktionen seit dem Aufstand gegen die Einführung einer Gemeinschaftsschule (GMS) in Bad Saulgau sind bisher ausgeblieben. Inzwischen wurde die zweite Tranche von 87 neuen GMSen genehmigt, sodass deren Gesamtzahl mittlerweile auf fast 130 gestiegen ist. Die Zahlen stimmen also zuversichtlich für die weitere Entwicklung des Schulsystems in BW. Weniger die Inhalte.
Eine Expertise von Thorsten Bohl von der Universität Tübingen zum Thema GMS, welche die GEW in Auftrag gegeben hatte, arbeitet die Schwachstellen bei der Implantierung des neuen Systems heraus.
„Die denkbar positiven Effekte“, schreibt Bohl, werden auf Grund „der Antragssituation und der damit verbundenen Folgen für die genehmigten Gemeinschaftsschulen gefährdet“.
Dazu zählen:
- zu wenig gymnasialempfohlene Schüler/innen
- fast nur kleine Haupt- bzw. Werkrealschulen am Start, drei Realschulen, keine Gymnasien
- regionale Schulplanung „kaum erkennbar“
- Ansätze für Inklusion ebenfalls „nicht erkennbar“
Als erfreuliches Signal wird die hohe Innovationsbereitschaft der beteiligten Schulen interpretiert. Die Expertengruppe um Bohl sieht aber die Gefahr, „dass die prinzipiell vorhandenen Potenziale der GMS durch konkurrierende, schwächende oder unzureichende Vorgaben und Kontextbedingungen nicht ausgeschöpft werden“.
Ein Bericht über die Vorstellung der Expertise folgt in der nächsten Ausgabe des GGG-Journals.
Jürgen Leonhardt