Ab dem Schuljahr 2016/17 wird es rund 300 Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg geben, 28 neue an den Start. Ein Grund zum Freuen, wäre die Gemeinschaftsschule im Wahlkampf nicht zum Profilierungsfeld politischer Parteien geworden. Bekannt aus den politischen Kämpfen bei der Etablierung der Gesamtschulen in den 70er und 80ern ist dies für Gesamtschulkenner nicht verwunderlich. Aber die Schlichtheit der Argumente der Gemeinschaftsschulgegner ist doch immer wieder verblüffend. Auch die Bezeichnung als „Einheitsschule“ wird wieder heftig bemüht, um Szenarien zu beschwören, die den Gemeinschaftsschulen in keiner Weise gerecht werden.
Guido Wolf, CDU-Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten, erklärte in seinem Wahlprogramm und in allen Interviews, die wir kennen, dass er keine neuen Gemeinschaftsschulen (GMS) mehr genehmigen werde. Zwar gibt es die Zusage, die schon bestehenden GMS bestehen zu lassen, aber diese sollen dann die „Chance“ bekommen sich „weiterzuentwickeln“. Wolf hat angekündigt, dass er das „Schulchaos“ in BW beenden werde. Liest man die Veröffentlichungen der CDU zu ihren bildungspolitischen Vorstellungen, könnte dies bedeuten:
- Ab Klasse 5 wird es wieder Noten geben.
- Es wird eine äußere Fachleistungsdifferenzierung auf mindestens zwei, eher drei Niveaus vorgeschrieben.
- Die GMSen werden keine gymnasiale Oberstufe bekommen.
- Klassenwiederholungen werden wieder eingeführt.
Setzt die CDU um, was sie ankündigt hat, dann wird das dreigliedrige System wieder fester etabliert, absurderweise sowohl innerhalb der Schulform GMS wie auch auf der Ebene des Gesamtsystems. Die Realschulen werden zusätzlich gestärkt. Die Gymnasien stehen, wie auch in den letzten Jahren, nicht in Frage.
Diese Perspektive ist umso ärgerlicher, als die Evaluationsstudie von Prof. Bohl aus Heidelberg interessante und sehr ermutigende Ergebnisse für die Gemeinschaftsschule ergeben hat. Sie erbringt gute Ergebnisse im Unterrichtsbereich, sie hat engagierte und innovationsfreudige Lehrer/innen und bietet leistungsstarken Schüler/innen ein anregungsreiches Lernumfeld, das diese gut nutzen können.
Sehr erfreulich entwickelt sich die Petition, die von Gemeinschaftsschuleltern und dem Verein für GMS auf den Weg gebracht wurde und von der GGG unterstütz wird. Über 10.000 Menschen aus ganz Deutschland haben sich schon daran beteiligt. Herzlichen Dank dafür! Jede Stimme ist wichtig! Jede Stimme zählt!
Jürgen Leonhardt, Katrin Höhmann und Matthias Wagner-Uhl