Mit diesem Schuljahr sind es in Baden-Württemberg aktuell bereits 209 öffentliche Gemeinschaftsschulen, die die Arbeit aufgenommen haben. Neben Hauptschulen und Werkrealschulen konnten auch Realschulen für den Veränderungsprozess gewonnen werden. Die Gründe, Gemeinschaftsschule zu werden, sind unterschiedlich.
Da gibt es jene Gruppe von Schulen, für die dieser Schritt ein Befreiungsschlag ist, die nach Jahren des Reformstaus endlich das machen können, was ihnen wichtig ist. Diese Schulen sind sicherlich die zentralen und wichtigsten Träger der Reform. Dann gibt es jene Gemeinschaftsschulen, die sich auf Wunsch der Gemeinde mit der Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule befasst haben. Eine Gemeinschaftsschule und somit eine Schule, die von allen Kindern der Gemeinde nach der Grundschulzeit besucht werden kann, in der Kommune zu haben, wird als Standortvorteil gesehen. Und dann gibt es die Gruppe sehr kleiner und von Schließung bedrohter Hauptschulen, die ihre Überlebenschance darin sehen, Gemeinschaftsschule zu werden. Diese müssen eine Mindestzahl von 40 Schüler/innen in Jahrgang 5 als Voraussetzung für eine Genehmigung haben. Man kann sich sicherlich darüber streiten, ob es sinnvoll ist, diesen mit einer so geringen Jahrgangsbreite die Möglichkeit für die Umwandlung zugeben. Andererseits haben die Schulen sicherlich die Chance verdient, sich nochmal neu aufzustellen.
Die Gemeinschaftsschulentwicklung in Baden-Württemberg ist ermutigend. Sie bietet endlich die Möglichkeit, als Schulform längeren gemeinsamen Lernens, Schule grundlegend anders zu gestalten als es bisher üblich war. Diese Gestaltungsmöglichkeiten zu bieten, war längst überfällig. Die inklusive Beschulung von Kindern mit Handicap war beispielsweise vor der Einführung der Gemeinschaftsschule nahezu unmöglich. Lehrerteams mit Lehrer/innen aller Schulformen zu bilden, auch das ist in dem Umfang neu. Es lohnt sich, einen differenzierten Blick auf die Gemeinschaftsschulentwicklung zu werfen und deren Entwicklung zu unterstützen. Einen ausführlichen Beitrag zur Entwicklung der Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg wird es im nächsten GGG-Heft geben.
Katrin Höhmann