13 Jahre sind für alle gut – die Gymnasien haben sich auf die Schulzeitverkürzung eingerichtet, aber auch hier wird von großem Druck für die Schüler und dem Wunsch nach Entschlackung der Lehrpläne gesprochen. Auch in den Gymnasien erreichen aufgrund von Wiederholung von Klassen oder Sitzenbleiben durchaus nicht alle Schüler nach 12 Jahren die allgemeine Hochschulreife.

Für die Gesamtschulen gilt: Wir setzen auf das längere gemeinsame Lernen von Kindern mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen und begreifen die Heterogenität unserer Schülerschaft als Chance für alle. Vom gemeinsamen Lernen profitieren sowohl die guten als auch die schwächeren Schüler, das ist erwiesen.

Schule und Lernen sind eben mehr als Stoffvermittlung in möglichst kurzer Zeit, mehr als "teaching to the test" und mehr als Büffeln für die nächste Klassenarbeit - am Ende auch noch zu Hause bis in den Abend. Wir finden, dass Kinder mit weniger Druck und Angst vor Abschulung und Sitzenbleiben viel besser lernen können – neben dem Lernen von Unterrichtsstoff werden schließlich auch noch soziale Kompetenzen vermittelt: Teamarbeit, Selbstständigkeit, aus den eigenen Fehlern lernen – das braucht Zeit. Und letztendlich geht es doch auch darum, dass Kinder neben der Schule noch Zeit für Engagement in anderen Bereichen haben, zum Beispiel in Vereinen – und Freude am Leben. Das wünschen sich die Eltern in den Gesamtschulen – auch die Eltern von leistungsstarken Kindern!

Gesamtschulen sind keine Einheitsschulen, sondern bieten mit innerer Differenzierung, Fachleistungsdifferenzierung und Neigungskursen vielfältige Leistungsanreize und Fördermöglichkeiten für alle Kinder. Und wenn tatsächlich selbst das hochgradig differenzierende Angebot der Gesamtschule besonders leistungsstarken Kindern nicht genug „Futter“ bieten sollte, so kann man durch Überspringen eines Jahrgangs auch in der IGS das Abitur nach 12 Jahren machen. Das hat es früher gegeben und gibt es immer wieder.
In Gesamtschulen wird der Bildungsweg so lange wie möglich offen gehalten, am Ende der 10. Klasse entscheidet sich erst, ob der weitere Weg zum Abitur führt. Das Ziel der Gesamtschulen ist nicht das Abitur für alle, sondern für jedes Kind den bestmöglichen Bildungsabschluss.

Die GGG erhebt jährlich die Anzahl der Schulabschlüsse nach Klasse 10 und vergleicht sie mit den Schulformempfehlungen der Schülerinnen und Schüler nach Klasse 4. Jahr für Jahr verbessern sich zwischen 30% und 40 % der niedersächsischen Gesamtschüler im Vergleich zur Grundschulempfehlung. Im Jahr 2012 waren es im Landesschnitt 36 %. Über die Hälfte aller Gesamtschüler in Niedersachsen (54%) erreichte nach der 10. Klasse die Versetzung in die gymnasiale Oberstufe und nur 1% verließ die Schule ohne Abschluss.

Kinder entwickeln sich nicht linear und nicht in allen Lernbereichen gleich schnell. Wenn wir Kindern 6 Jahre lang Zeit geben, die eigenen Kompetenzen zu entwickeln, im Klassenverband und in Fachleistungskursen auf unterschiedlichen Niveaus, können wir für eine höhere Bildungsbeteiligung sorgen und Versagenskarrieren verhindern. Die Erfolge der Gesamtschulen geben diesem Prinzip Recht.

Landesverband der GGG Niedersachsen
Susanne Pavlidis
Vorsitzende