40 Jahre Gesamtschule in Niedersachsen
1971 sind in Niedersachsen die ersten 9 Gesamtschulen in Braunschweig, Fürstenau, Garbsen, Hannover, Hildesheim, Langenhagen, Neuenhaus, Osnabrück und Wolfsburg gestartet. Es waren 7 Integrierte und 2 Kooperative Gesamtschulen.
Das 40-jährige Bestehen der Gesamtschulen in Niedersachsen 2011 haben die GGG und GEW Niedersachsen zum Anlass genommen, dieses Jubiläum mit einem Festakt in der IGS Langenhagen am 17. 06.2011 zu feiern, schließlich sind aus dem 9 Gesamtschulen von 1971 inzwischen 100 geworden. Und so ist die Geschichte der Gesamtschule in Niedersachsen eine Erfolgsgeschichte, wenn man die stetig steigende Nachfrage nach Gesamtschulplätzen und die erreichte Schulqualität betrachtet. Allerdings gab es von Seiten der Bildungspolitik konservativer Landesregierungen auch immer wieder Rückschläge: Von 1976 bis 1989 gab es ein erstes Neugründungsverbot, von 2003 bis 2008 ein zweites Gründungsverbot durch die Landesregierung von Christian Wulff. Es gelang jeweils nicht, die Gesamtschulen in diesen Phasen entscheidend zu schwächen. Nach jedem Gründungverbot gab es eine Welle an Neugründungen. Die Gesamtschulen sind gestärkt aus diesen Auseinandersetzungen hervorgegangen. 2009, 2010 und 2011 wurden 40 neue Gesamtschulen in Niedersachsen genehmigt und gegründet. In seinem Grußwort würdigte Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) die engagierte pädagogische Arbeit der Gesamtschulen. Von den Gesamtschulen seien viele pädagogische Innovationen ausgegangen. Sie seien gute Schulen. Als ersetzende Schulform könne er sich die Gesamtschule allerdings nicht vorstellen. Sein Ziel sei ein Zwei-Säulen-Modell mit Gymnasium und Oberschule. Gesamtschulen seien in diesem Modell nur ergänzende Schulen, wenn es für sie einen Elternwillen gäbe. In seinem Festvortrag analysierte Prof. Rolf Wernstedt, ehemaliger SPD-Kultusminister Niedersachsens von 1990 bis 1998, die Geschichte der Gesamtschulbewegung von den 60er Jahren bis heute sehr unterhaltsam mit vielen ironischen Bezügen zur aktuellen Bildungspolitik. Eberhard Brandt (GEW) und Gerd Hildebrandt (GGG) hoben in ihren Statements die aktuellen Forderungen der Gesamtschulen hervor:
- Es müssen auch 4-zügige Gesamtschulen und Kooperative Gesamtschulen wieder schulrechtlich möglich werden,
- alle Gesamtschulen erhalten die Ganztagsausstattung, die sie für ihr pädagogisches Konzept benötigen,
- die Schulen bestimmen ihre Differenzierungsformen für den Unterricht und den Weg zum Abitur (12 oder 13 Jahre) selbst,
- bei der Herabsetzung der Klassenfrequenzen dürfen die Gesamtschulen nicht vergessen werden.
Althusmann notierte sich die Forderungen und bot seine Gesprächsbereitschaft an. Ein Highlight der Veranstaltung war eine Delegation der Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule, IGS Göttingen-Geismar, die eine Woche zuvor mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurde. Sie wurden in dieser Veranstaltung besonders gefeiert, ist sie doch die dritte IGS in Niedersachsen, die diesen Preis seit 2006 gewinnen konnte. Die gastgebende IGS Langenhagen setzte mit der musikalischen Umrahmung von Chor und Bläserklassen die unterhaltsamen Akzente der Festveranstaltung. Die Bewirtung der fast 300 Festgäste gelang beeindruckend. GGG und GEW haben alle Beiträge in einer Dokumentation zusammengestellt, die auf der Homepage der GGG Niedersachsen (www.ggg-niedersachsen.de) veröffentlicht ist.
Gerd Hildebrandt