Niedersachsen – Gesamtschulland!
In Niedersachsen hat sie die Anzahl der Gesamtschulen seit 2009 fast verdoppelt. Es gibt 116 staatliche Gesamtschulen, weitere 4 werden zum Schuljahr 2015/16 starten. Bei vielen Neugründungen, besonders der letzten Jahre, handelt es sich um Umwandlungen bestehender Haupt-und Realschulen bzw. Oberschulen. Trotz sinkender Schülerzahlen verzeichnen die Gesamtschulen immer noch Zuwächse in den Anmeldezahlen.
Steuerung der Schulentwicklung?
Gesamtschulen in Niedersachsen sind – im Gegensatz zu fast allen anderen Schulen - nahezu ausnahmslos gebundene Ganztagsschulen. Das Arbeiten an einer Ganztagsschule für alle Kinder, in der bis zur achten Klasse auf äußere Fachleistungsdifferenzierung verzichtet wird, stellt für viele Lehrerinnen und Lehrer eine Herausforderung dar, auf die sich sie weder in ihrer Ausbildung noch in einer anderen Schulform adäquat vorbereiten konnten. In Niedersachsen wird die Personalentwicklung für die wachsende Anzahl an Gesamtschulen immer wichtiger. Da es immer noch keine Gesamtschuldezernate in der Landesschulbehörde gibt, wird der Großteil konzeptioneller Beratung für Initiativen, Planungsgruppen und Gründungskollegien durch die GGG bzw. „Patenschulen“ geleistet. Die Steuerung der Qualität des Personals und damit der pädagogischen Konzepte der Schulen ist regional sehr unterschiedlich
Neues Schulgesetz zum Schuljahr 2015/16 in der Anhörung
Der Entwurf eines neuen Schulgesetzes der rot-grünen Landesregierung ist in der Anhörung. Hier war und ist die GGG sehr aktiv.
Für uns wesentliche Punkte sind:
- Gesamtschulen können ersetzende Schulformen werden – leider nur, sofern ein Gymnasium erreichbar bleibt.
- Die Grundschullaufbahnempfehlungen sollen entfallen und damit das „regelhafte“ Abschulen in Gymnasium und Realschule.
- Gesamtschulen können mit Grundschulen zusammengefasst werden.
- KGSen können länger schulzweigübergreifend unterrichten.
- Die Ganztagsschule wird im Gesetz verankert.
- Das Abitur wird – auch im Gymnasium – nach 9 Jahren abgelegt.
Da das gegliederte Schulwesen weiter bestehen bleiben wird und vor allem das Gymnasium durch das Gesetz vor (fast) allen Gefahren der Schrumpfung geschützt wird, geht der Gesetzentwurf der GGG nicht weit genug.
Für die Opposition, die Interessenvertretungen der Gymnasien und leider auch die Presse sind diese kleinen Schritte Grund genug vom „Schulkampf“ und von der „Abschaffung des Gymnasiums“ zugunsten einer „Einheitsschule ohne Leistungsanspruch“ zu sprechen.
Veränderungen in der gymnasialen Oberstufe auch für Gesamtschulen geplant
Nach der Rückkehr zum Abitur nach 9 Jahren auch an Gymnasien werden zurzeit die Verordnungen für die gymnasiale Oberstufe überarbeitet und befinden sich bereits in der Anhörung. Die GGG kritisiert insbesondere die Umstellung der vierstündigen Fächer auf das „alte“ Modell 5:3 (fünfstündige Kurse auf erhöhtem Niveau, alle übrigen Kurse und Fächer sollen 3stündig werden).
Unsere Bedenken:
- So wird die Rhythmisierung des Unterrichts in beiden Schulstufen (Doppelstundenmodell oder andere Formen des Lernens in längeren Zeitblöcken als 45 Minuten) nicht mehr möglich sein.
- Für die Schülerinnen und Schüler in den Grundkursen sind 3 Wochenstunden deutlich zu wenig – dieser Nachteil wiegt für die GGG stärker als der Vorteil des Unterrichts in 5 Wochenstunden auf erhöhtem Niveau.
- Erfolgreiche Kooperationen von Oberstufen („Stadtleisten“) sind gefährdet.
aus dem Landesverband
Mit 333 Mitgliedern (Stand Ende 2014) ist die GGG Niedersachsen nach Nordrhein-Westfalen der zweitgrößte Landesverband in Deutschland. Über die Hälfte der Gesamtschulen sind korporative Mitglieder.
Der neue Landesvorstand der GGG hat seine Arbeit aufgenommen und arbeitet intensiv und engagiert.
Die GGG bringt sich in die Beratung des neuen Gesetzes und der untergesetzlichen Regelungen ein.
Wir organisieren Fortbildungen für Gesamtschulen (2015 vier zweitägige Regionaltagungen für Schulleitungsteams in allen Regionen), die sehr positive Resonanz fanden. Die kommende Herbsttagung der Gesamtschulleiterinnen und Gesamtschulleiter wird wieder unter dem Dach der GGG stattfinden. Termin: 18.-20.11.15 in Soltau.
Als großen Erfolg verbuchen wir den Beginn einer sehr konstruktiven Kooperation mit den staatlichen Studienseminaren für das gymnasiale Lehramt.
Außerdem ist die GGG Niedersachsen nach wie vor landesweit unterwegs, um Schulträger und Politik bei geplanten Gesamtschulgründungen zu beraten.
Susanne Pavlidis