Gesamtschulen sind in Niedersachsen mit anderen Schulformen per Schulgesetz gleichgestellt. Diese Gleichstellung gilt mit dem neuen Schulgesetz seit 2014 und wurde von der SPD/Grünen-Regierung unter heftigen und verleumderischen Kampagnen von CDU, Liberalen und Philologenverband durchgesetzt. Im Schulgesetz ist allerdings nur noch von „Gesamtschule“ die Rede. Kooperative Gesamtschulen dürfen nicht mehr errichtet werden, für bestehende KGSen gibt es einen Bestandsschutz. Die GGG arbeitet derzeit intensiv daran, für Gesamtschulen eine „materielle“ Gleichstellung zu erreichen.
Die Einführung der inklusiven Schule stellt Gesamtschulen vor besondere Herausforderungen, weil eine Vielzahl von Kindern mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen vor allem an Gesamtschulen angemeldet wird. Als „Eine Schule für alle Kinder“ nehmen wir diese Herausforderungen gerne an. Es wird jedoch niemanden wundern, wenn man schon heute sagen kann, dass Inklusion – eigentlich eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft und damit auch für alle Schulformen – in Gymnasien und Realschulen eher eine Randbedeutung erfährt.
Schulen, die besondere Aufgaben wahrnehmen, so die GGG Niedersachsen, benötigen auch besondere Unterstützung. Neben ausreichenden Förderstunden von Förderlehrkräften müssen für alle Lehrämter die Gesamtschulen auch Dienststelle sein und nicht nur abgeordnet werden. Außerdem wird eine zusätzliche Funktionsstelle „Inklusion“ für jede Gesamtschule gefordert. Dringend benötigte Pädagogische Mitarbeiter/innen findet man nur vereinzelt an Schulen.
Die derzeitige Landesregierung unternimmt einen Kraftakt, um die schulische Förderung von Flüchtlingskindern zu bewältigen. So werden über 700 neue Stellen geschaffen, um die ersten Schritte einer Integration erfolgreich gehen zu können. Gelungene Integration in der Schule ist aber mehr als Sprachförderung. Die GGG setzt sich deshalb dafür ein, dass endlich wieder Sozialpädagogen in nennenswertem Umfang eingestellt werden.
Nach der Gründungswelle von Gesamtschulen in den letzten Jahren machen sich diese zunehmend daran, eine eigene gymnasiale Oberstufe aufzubauen. Hier kämpft die GGG für gleiche Bedingungen zwischen Gymnasien und Gesamtschulen. Es ist schlicht nicht nachzuvollziehen, warum in Gymnasien schneller Funktionsstellen geschaffen und den Oberstufen an Gesamtschulen diese z.T. vorenthalten werden.
In den Schulbehörden – so fordert die GGG – sollen wieder Gesamtschuldezernate geschaffen werden. Insbesondere Gesamtschulen im Aufbau benötigen kompetente Gesprächspartner in den Behörden.
Derzeit ist „Realpolitik“ angesagt in Niedersachsen. Nur unter möglichst gleichen Bedingungen gegenüber anderen Schulformen, insbesondere dem Gymnasium, werden viele der Neugründungen der letzten Jahre weiterhin erfolgreich arbeiten können.
Zur Unterstützung der niedersächsischen Gesamtschulen bei ihrer Organisationsentwicklung und qualitativen Personalentwicklung setzt der Vorstand die Fortbildungsangebote insbesondere für kollegiale Schulleitungen in diesem und nächsten Schuljahr fort.
Raimund Oehlmann