aber auch Hoffnung auf einige Verbesserungen

An den weiterführenden Schulen zeigt sich wieder eine krasse Ungleichbehandlung: Während die Gymnasien mit minimalen Kürzungen davonkommen – im Wesentlichen ein „Verrechnen“ der neuen Auflage, in der Mittelstufe vier Stunden Informatik zu erteilen –, werden bei den Gemeinschaftsschulen (GemS) sechs Stunden aus dem Kontingent für diese Stufe ersatzlos gestrichen. Zwar haben die schleswig-holsteinischen GemS damit immer noch einige Stunden mehr als die Gymnasien; aber sie müssen auch Inklusion und Integration fast alleine leisten und bekommen zudem jedes Jahr an die tausend „Rückläufer*innen“ aus den Gymnasien.

Hatten wir im Magazin 2023/3 noch von „zwei Säulen im Schiefstand“ geschrieben, droht die GemS-Säule in Schleswig-Holstein jetzt ganz ins Wanken zu geraten. Proteste waren zunächst eher verhalten, da den Schulen und Lehrkräften für politische Meinungs­äuße­rungen enge Grenzen gesetzt sind. Aber mit Hilfe der GEW soll es zumindest regional noch Veranstaltungen geben. Außerdem werden einige Schulen den Weg der „Remonstration“ beschreiten, da die Kürzungen den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen massiv bedrohen. Die GGG unterstützt hier inhaltlich, einschl. einer Stellungnahme beim Ministerium.

Eine weitere überwiegend kritische Stellungnahme verfasste die GGG zu einem Erlass­entwurf „Leistung und Prüfungen“. Um schwache Ergebnisse zu verbessern und „basale Kompetenzen“ zu stärken, setzt das Bildungsministerium im Wesentlichen auf mehr herkömmliche Tests und Klassenarbeiten. Diese sollen jetzt auch in Fächern wie Sport und ästhetischer Bereich eingesetzt werden. Alternative Prüfungsformate und die zunehmend beliebten Portfolio-Bewertungen werden zwar verbal gelobt, aber in engen Grenzen gehalten. Stattdessen ist in allen Tests und Fächern zusätzlich die Recht­schreibleistung zu korrigieren. Also für alle Beteiligten erhöhter Aufwand und unnötiger Druck, während gleichzeitig im Bildungswesen gekürzt wird – das passt nicht zusammen!

Trotz allem ist der „Run“ auf die Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe, der schon in den vergangenen Jahren auffiel, ungebrochen: Erneut übersteigt die Zahl der Anmeldungen die verfügbaren Plätze erheblich, sodass wieder fast tausend Kinder abgewiesen werden müssen. Die GGG fordert daher, dass weitere Oberstufen an Gemeinschaftsschulen eröffnet oder zugänglich gemacht werden. Sowohl mit Blick hierauf als auch auf eine generell notwendige Reform in Konzeption und Didaktik plant die GGG eine weitere Veranstaltung zum Thema „Oberstufe“.

Fortschritte wird es eventuell in puncto Schulaufsicht und beim gemeinschafts­schul­typischen Integrationsfach „Weltkunde“ geben:

In Schleswig-Holstein unterstehen bislang GemS mit Oberstufe zusammen mit den Gymnasien der Schulaufsicht des Ministeriums, GemS ohne Oberstufe hingegen der unteren Schulaufsicht, also den Schulrät*innen. Die GGG unterstützt die Forderung nach einer gemeinsamen Schulaufsicht und hat diese dem Ministerium vorgetragen. Dem Wunsch nach einer landesweiten Koordinierung will das Ministerium insoweit Rechnung tragen, dass in diesem Kalenderjahr noch eine landesweite Dienstversammlung der Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe stattfinden soll.

In die von verschiedenen Seiten geforderte Ausbildung für das Integrationsfach Gesellschafts­wissenschaften Erdkunde, Geschichte und Politik, das bei uns Weltkunde heißt, ist Bewegung gekommen. Nach vorliegenden Informationen wird nun auch in Niedersachsen über eine Ausbildung für den Fächerverbund (in Niedersachsen: Gesellschaftslehre/GL) im Referendariat diskutiert.

Johann Knigge-Blietschau und Cornelia Oestreich

Der Länderbericht erschien in Die Schule für alle 2025/2.

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