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Länderbericht 2007/1

Der runde Tisch Gemeinschaftsschule, über dessen Gründung schon berichtet wurde, hat einen Aufruf „Für eine gemeinsame Schule für alle!“ mit folgendem Wortlaut verabschiedet und veröffentlicht:

Die Forschungsbelege sind eindeutig: Das gegliederte deutsche Schulwesen in allen seinen 16 länderspezifischen Ausprägungen beeinträchtigt für viele Kinder und Jugendliche das Menschenrecht auf Bildung.

  • Es verschärft die herkunftsbedingte Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen statt sie abzubauen und Kindern/Jugendlichen Entwicklungschancen zu sichern.
  • Es schiebt Teile der kommenden Generation von vornherein ins Abseits und verknappt künstlich den Zugang zu akademischer Bildung.
  • Es gefährdet die erfolgreiche Bildungsentwicklung vieler Kinder und Jugendlicher.
  • Es setzt Eltern, Schüler/innen und Lehrer/innen permanent unter auslesebedingten Stress.

Diese Probleme sind durch noch so große Anstrengungen aller Beteiligten innerhalb des traditionellen Schulsystems nicht zu lösen. Wir verlangen eine andere Lernkultur, eine Strukturreform und eine größere gesellschaftliche Wertschätzung von Bildung. Ein System- und Perspektivwechsel hin zu einem integrativen/inklusiven Schulsystem ist unabdingbar. Eine inklusive, gemeinsame Schule für alle ist im Kontext internationaler Entwicklungen und der Herausforderungen der Zukunft die richtige Schule einer demokratischen Gesellschaft.

Der Runde Tisch Gemeinschaftsschule, eine verbandsübergreifende Berliner Initiative für die gemeinsame Schule für alle, setzt sich deshalb für inhaltliche und strukturelle Veränderungen des Schulsystems ein, die das längere gemeinsame Lernen von Kindern und Jugendlichen befördern. Der Runde Tisch Gemeinschaftsschule sieht in der gemeinsamen Schule für alle die notwendige Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft und auf die Probleme des traditionellen Schulwesens.

  • Eine gemeinsame Schule für alle ist eine Schule der Vielfalt und Kooperation, keine nivellierende Einheitsschule.
  • Alle Mädchen und Jungen werden in ihrer Individualität wertgeschätzt, gefördert und herausgefordert, ihre Potenziale zu entwickeln.
  • In der gemeinsamen Schule für alle sind alle Kinder willkommen. Niemand wird ausgesondert oder beschämt.
  • Eine gemeinsame Schule für alle ist barrierefrei.
  • Eine Differenzierung in unterschiedliche Bildungsgänge erfolgt erst nach der 10. Jahrgangsstufe.
  • Unterricht im Gleichschritt und „Gleichmacherei auf mittlerem Niveau“ werden durch eine Lernkultur überwunden, die starke und schwache Schülerinnen und Schüler gleichermaßen fördert.
  • In einer gemeinsamen Schule für alle lernen Kinder und Jugendliche für sich und füreinander Verantwortung zu übernehmen.

Der Runde Tisch Gemeinschaftsschule wird sich an der notwendigen öffentlichen Diskussion beteiligen, auch um Mehrheiten für den aus unserer Sicht unabdingbaren Wandel der Schulstruktur und der Lernkultur zu gewinnen.

Wir rufen alle Eltern, Schüler/innen und Lehrer/innen sowie Organisationen und Interessenverbände dazu auf, mit uns gemeinsam aktiv für die Weiterentwicklung des Schulsystems zu einem integrativen System einzutreten. Machen wir uns gemeinsam stark für ein langes gemeinsames Lernen aller Kinder und Jugendlichen und für die Beförderung einer integrativen Lernkultur. Frühes Trennen und Ausgrenzen muss aufhören!

Wir begrüßen alle Bemühungen, die dazu führen, dass Kinder und Jugendliche mit ihren individuellen Begabungen und Beeinträchtigungen möglichst lange gemeinsam lernen. Schulen, die sich auf einen solchen Weg machen, können deshalb mit unserer Unterstützung rechnen.

Wir freuen uns über jeden, der sich unserer Initiative anschließt. Dazu rufen wir auf.

Berlin, den 20.12.2006

Zu Sprecher/n/innen des runden Tisches sind gewählt worden: Marliese Seiler-Beck, Peter Heyer, Lothar Sack, Ulla Widmer-Rockstroh.

Lothar Sack