Christine Lindner bringt Bayern auf Trab

Christine Lindner

Der Widerstand gegen Reformen im bayerischen Schulsystem, insbesondere im Hinblick auf die Ablehnung einer innovativen Modellschule in München sowie die Reaktionen auf die Petition „Schluss mit Abfragen und Exen!“, wirft viele Fragen zur Zukunft der Bildung im Freistaat auf. Ein wichtiges Forum für die weitere Auseinandersetzung mit diesen Themen wird die Fachtagung „Gemeinsam in Vielfalt lernen“ im Februar 2025 in Dachau bieten.

Modellschule

Die geplante Modellschulei in München, die allen Kindern unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund ein gemeinsames Lernen ohne Noten und Sitzenbleiben ermöglichen sollte, wurde vom bayerischen Kultusministerium abgelehnt. Ein wesentlicher Ablehnungsgrund, so heißt es in einem Artikel der Süddeutschen Zeitungii, sei die weitreichende Autonomie der Schule gewesen, wie das im Konzept vorgesehene Rahmenmodell es vorsah. Außerdem seien Notenfreiheit und Durchmischung des dreigliedrigen Systems mit dem bayrischen Unterrichtgesetz nicht vereinbar. Dabei hätte diese Schule zeigen können, wie Bildung neu gedacht werden kann – mit einem ganzheitlichen Ansatz, der in anderen Bundesländern sowie international bereits erfolgreich erprobt wurde.

Die Entscheidung des Ministeriums enttäuscht viele, die eine gerechtere und inklusivere Schulpolitik in Bayern anstreben. Die Frage bleibt: Warum wird in Bayern weiterhin auf veraltete Strukturen gesetzt, anstatt mutige Schritte in Richtung einer zukunftsorientierten Bildung zu gehen?

Petition

Ein weiteres aktuelles Thema ist die Petition „Schluss mit Abfragen und Exen!“, die von der Schülerin Amelie initiiert wurde und mittlerweile fast 25.000 Unterstützende zählt. Die Forderung nach der Abschaffung unangekündigter Leistungsnachweise, die bei vielen Schüler*innen Stress und Angst auslösen, hat breite gesellschaftliche Unterstützung erfahren. Doch Ministerpräsident Markus Söder wies diese Petition lapidar ab, noch bevor die Petition selbst im Landtag diskutiert wurde – ein Schritt, der von vielen Organisationen und Bündnissen, darunter das Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern, Bildungswende Jetzt Bayern und das Forum Bildungspolitik, scharf kritisiert wurde.

In offenen Briefen und einer Pressemitteilungiii fordern diese Organisationen eine offene Debatte über notwendige Reformen im Bildungssystem. „Söders Eingriff untergräbt demokratische Prozesse,“ heißt es im Schreiben der Bildungswende Jetzt Bayerniv, und das Forum Bildungspolitikv schloss sich an und rief den Ministerpräsidenten dazu auf, den Weg frei zu machen für dringend benötigte Reformen.

Fachtagung

Trotz der Rückschläge werden wir unseren Einsatz für eine gerechtere Bildung nicht aufgeben. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg wird die Fachtagungvi „Gemeinsam in Vielfalt lernen“ sein, die am 15. Februar 2025 in Dachau bei München stattfindet. Im Rahmen dieser Tagung findet unter anderem eine ausführliche Podiumsdiskussion zu fachlich-pädagogischen Aspekten sowie ein Podium zu den politischen Aspekten des Themas Gemeinschaftsschule statt. Anmeldung über die Website schon jetzt möglich.

i https://risi.muenchen.de/risi/dokument/v/7394679

ii https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-schule-kultusministerium-schulversuch-abgelehnt-lux.AEwpyFEPgbhQ5pvLq8GkRr

iii https://buendnis-gemeinschaftsschule-bayern.de/presse/pressemitteilung/pressemitteilung-vom-20-09-2024/

iv https://www.bildungswende-jetzt.de/wp-content/uploads/2024/10/OffenerBrief-BW-Bayern-Okt-MP-Dr-Markus-Soeder.pdf

v https://www.news4teachers.de/2024/09/40-verbaende-soeder-untergraebt-diskurs-zur-verbesserung-des-bildungssystems/

vi https://buendnis-gemeinschaftsschule-bayern.de/veranstaltungen/aktuelle-veranstaltungen/fachtagung-gemeinsam-in-vielfalt-lernen/

Der Länderbericht erschien in Die Schule für alle 2024/4.

ALLE LÄNDERBERICHTE DSFA 2024/4