Mit Beginn des Schuljahres 2010/11 wird die Berliner Strukturreform nun umgesetzt: Es wird im neuen Schuljahr keine Haupt- und Realschulen mehr geben.
Zum größten Teil fusioniert, werden sie ebenso wie die "alten" Gesamtschulen zu "integrierten Sekundarschulen". Soweit die Namensgebung. Die "alten" Gesamtschulen können so weiterarbeiten wie bisher – mit der Ausnahme, dass nunmehr ein Sitzenbleiben nicht mehr vorgesehen ist. Sie können aber auch von den Möglichkeiten der Öffnung durch den § 17a SchulG – wie jede andere Schule in Berlin auch – Gebrauch machen und z. B. auf jede Form der äußeren Leistungsdifferenzierung verzichten. Gesamtschulen, die dies für sich in Betracht ziehen, haben sich allerdings fast alle bereits für die Gemeinschaftsschule entschieden. Für die ehemaligen Haupt- und Realschulen bedeutet diese Änderung eine erhebliche Umstellung: integrierte Klassen, kein Sitzenbleiben mehr, keine Querversetzung mehr, jeder Sek-I-Abschluss als Standardangebot – einschl. Übergang zur gymnasialen Oberstufe, verbindliche Kooperation mit einer Sek-II-Schule – sofern keine eigene Oberstufe vorgesehen ist. Es wird also mit Beginn des neuen Schuljahres in Berlin jede Schule der Sekundarstufe standardmäßig auch zum Abitur führen. Außer den Gymnasien wird es nur noch Schulen geben, die grundsätzlich alle Schüler aufnehmen, sie mindestens so integriert unterrichten wie "alte" Gesamtschulen und zu allen Abschlüssen führen; damit sind sie Gesamtschulen, oder? Einige Zahlen (nur staatliche Schulen): 120 Integrierte Sekundarschulen (darunter 44 „alte“ Gesamtschulen), 96 Gymnasien. In die Zahl der Integrierten Sekundarschulen eingerechnet sind 17 Gemeinschaftsschulen (davon eine private) – zum neuen Schuljahr kommen wieder drei hinzu. Unter den Gemeinschaftsschulen befinden sich jetzt acht "alte" Gesamtschulen. (Es sei daran erinnert, dass nach Berliner Lesart unter Gemeinschaftsschule eine Schule verstanden wird, die zusätzlich eine eigene Grundstufe hat und keine äußere Fachleistungsdifferenzierung praktiziert.)
Im Sinne eines "Ceterum censeo ..." sei darauf hingewiesen, dass uns diese Strukturumstellung keineswegs zufriedenstellt, von einem Schulsystem ohne Auslese sind wir noch meilenweit entfernt; es wird darum gehen, auszuloten, inwieweit sich die integrative Schule neben dem Gymnasium nicht nur behaupten kann, sondern zu einer echten Alternative wird. Die praktizierte Pädagogik wird hierbei ein Schlüsselelement sein.
Am 04.06.2010hat der Landesverband Berlin nach seiner Rekonstituierung 2009 den zweiten Berliner GGG-Tag unter dem Motto Partizipation und Verantwortung in Zusammenarbeit mit den Berliner Sektionen des Grundschulverbandes – Ulrich Hecker hielt das Hauptreferat – und der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik durchgeführt. Trotz des hochsommerlichen Wetters haben am Freitagnachmittag über 60 Interessenten teilgenommen.
Lothar Sack