Inklusion: Nachdem das Inklusionskonzept aus der vorigen Legislatur von Schulsenatorin Scheres kassiert worden war – u. a. mit der Begründung, dass Inklusion nicht zum Nulltarif zu haben sei –, tagte eine „Inklusions-Kommission“ und legte Anfang 2013 ein Konzept vor, das eine Reihe von guten Vorschlägen für den Weg zur inklusiven Schule macht: Rechtsanspruch auf Inklusion ohne Vorbehalt, Zentren für Inklusion an jeder Schule, ... Allerdings bleibt das Gymnasium exkludierende Zone. Weiteres Problem: Die Realisierung des Konzeptes wird wohl auch 5 Jahre nach Ratifizierung der UN-BRK noch nicht Realität, die Finanzen sind noch nicht gesichert. In der Zwischenzeit geht der Run auf die integrierenden Schulen weiter, mit der Konsequenz, dass die Lernbedingungen für das einzelne Kind dort schlechter werden: Die Ressourcen hierfür bleiben bisher gedeckelt und wurden nicht entsprechend erhöht. Im Integrationsbereich erfolgreich arbeitende Schulen, die auch dringend als Vorzeigebeispiele und Orientierungsmarken benötigt werden, können ihre Qualität nicht aufrechterhalten. Wenn man es mit der Inklusion wirklich ernst meinte, müsste man das wohl anders machen.
Lehrerbildung: Es gibt das bekannte „Baumert-Papier“ zur Lehrerbildung, das u. a. zwei bemerkenswerte Empfehlungen aufweist: Ausbildung für Schulstufen, nicht für Schularten; mehr schulische Praxisanteile in die Studienphase. Nun liegt seit Anfang Juni ein Referentenentwurf für das neue Lehrerbildungsgesetz vor. Er sieht drei Lehrämter vor: an Grundschulen, an Integrierten Sekundarschulen (ISS) und Gymnasien, an beruflichen Schulen. Die Studiengänge sehen für alle den Masterabschluss vor. Jeweils ein Fach kann durch zwei sonderpädagogische Fachrichtungen ersetzt werden, ein besonderer Studiengang für Sonderpädagogik ist nicht vorgesehen. Mindestens 7 Monate sind für schulpraktische Aktivitäten vorgesehen, davon ein sechsmonatiges Praktikum in Semester 2 oder 3 des Masterstudiums. Pferdefuß: § 5 (3) sieht zwei verschiedene Masterstudiengänge vor für Lehrer an ISS und an Gymnasien, was sich insbesondere in der Gestaltung der Praxissemester niederschlägt. Es ist also, entgegen dem Vorschlag des Baumert-Papiers, doch wieder eine schulformbezogene Ausbildung und kein einheitliches Lehramt für den Sekundarbereich vorgesehen.
Differenzierungskonzept: Im Journal 2012/4 wurde über die Forderung der Senatsverwaltung nach Vorlage eines Differenzierungskonzeptes durch jede integrierte Schule berichtet. Der Tenor der Aufforderung legte die Vermutung nahe, dass das mehr oder weniger auf ein Rollback gegenüber den Festlegungen des Schulgesetzes hinaus lief. Dabei sagt das Berliner Schulgesetz ziemlich eindeutig in § 8 (2) „Die Schule legt im Schulprogramm insbesondere fest: 1. ihre besonderen pädagogischen Ziele, Schwerpunkte und Organisationsformen in Unterricht, Erziehung, Beratung und Betreuung einschließlich des schulischen Ganztagskonzepts sowie die Form der Leistungsbeurteilung und die Formen der Leistungsdifferenzierung, ...“ und in § 22 (4) „In der Integrierten Sekundarschule kann der Unterricht in gemeinsamen Lerngruppen, in Kursen der äußeren Fachleistungsdifferenzierung sowie in Wahlpflicht- und Wahlgruppen stattfinden. Über Beginn und Formen der Leistungsdifferenzierung entscheidet jede Schule im Rahmen ihres Schulprogramms. Eine Verpflichtung zur äußeren Fachleistungsdifferenzierung besteht nicht.“ Nun wird von den Schulen erneut die Einreichung ihres „Differenzierungskonzeptes“ (zur Genehmigung?) verlangt. Offensichtlich weiß man höheren Ortes, wie es richtig geht und dann ist es ja nicht falsch, den Schulen bei der Wahrnehmung ihres gesetzlichen Gestaltungsrechtes den Weg zu weisen. Im Ernst, wenn man weiterhin so obrigkeitsorientiert vorgeht, wird wohl gute Schulentwicklung auch weiterhin immer mit einem Hauch von Subversion verbunden bleiben.
Zum Beginn des Schuljahres 2013/14 sind wieder zwei neue Standorte für Gemeinschaftsschulen dazugekommen: der Campus Efeuweg in Gropiusstadt (Bezirk Neukölln), gebildet aus der Walt-Disney-Schule (Grundschule) und der Liebig-Schule (ISS), sowie in Buch (Bezirk Pankow) in Trägerschaft der Montessori-Stiftung. Damit gibt es jetzt 23 Standorte von Gemeinschaftsschulen (zwei davon in privater Trägerschaft).
Im April hat der Landesverband der GGG zum ersten Mal „Berliner Schulbesuchstage“ organisiert. 11 integrierte Schulen (meist Gemeinschaftsschulen) haben an drei Tagen insgesamt 18 Besuchsmöglichkeiten angeboten und dabei ihre Praxis zur Diskussion gestellt. Obwohl bei diesem ersten, relativ kurzfristigen Anlauf nicht alles rund lief und wir uns auch ein größeres Echo erhofft hatten, halten die sich beteiligenden Schulen ein solches Vorhaben für sehr sinnvoll, es haben sich bereits für das nächste Mal weitere Besuchsschulen angeboten. Die „Berliner Schulbesuchstage 2014“ werden mit längerem organisatorischem Vorlauf am 17. bis 19.02.2014 stattfinden. Die Anmeldung wird ab Anfang Dezember 2013 möglich sein. Natürlich sind auch Besuchs-Interessenten aus anderen Bundesländern herzlich willkommen.
Neu gewählt wurde auf der Mitgliederversammlung im April der kollektive Landesvorstand: Tom Erdmann, Robert Giese, Bernd Roswadowski, Lothar Sack, Sabine Scholze, Anna Winterscheidt.
Lothar Sack