Derzeit gibt es in Berlin 21 Gemeinschaftsschulen bzw. Gemeinschaftsschulverbünde. Von ihnen werden 14 wissenschaftlich begleitet. Die Begleitung wurde und wird weiterhin von Rambøll Management Consulting, der Arbeitsstelle für Schulentwicklung und Schulentwicklungsforschung an der Universität Hamburg, und dem Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung durchgeführt. Ende August wurde der Bericht 2012 vorgelegt.
„Seit Beginn der Pilotphase haben die an dem Schulversuch teilnehmenden Schulen wichtige organisatorische und didaktische Weichenstellungen vorgenommen und bedeutsame Schritte auf dem Weg zum längeren gemeinsamen Lernen in heterogenen Lerngruppen vollzogen. Dies zeigen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung“, äußerte sich Bildungssenatorin Sandra Scheeres hierzu. In der offiziellen Presseerklärung heißt es: „Die Studie kommt zu dem Fazit, dass sich die Berliner Gemeinschaftsschulen eine tragfähige Grundlage für die weiteren innerschulischen Entwicklungsprozesse erarbeitet haben, in deren Verlauf die Prinzipien der Gemeinschaftsschule in allen Jahrgangsstufen und auf allen Schulstufen verankert werden. Zur Analyse dieser Prozesse wird die wissenschaftliche Begleitung fortgeführt und sich vorrangig den Schwerpunkten Unterricht und Lernen sowie den Schülerlaufbahnen widmen.“
Die Studie untersucht die Lernentwicklung der Schüler/innen an den teilnehmenden Schulen, diesmal über den zweijährigen Zeitraum vom Beginn der 7. Klasse bis Beginn der 9. Klasse. Die Studie orientiert sich nicht an den curricularen Vorgaben, sondern untersucht die jeweiligen individuellen Lernzuwächse auf der Grundlage einer zu Anfang erhobenen Lernausgangslage. Als Vergleich wurde die Lernentwicklung an entsprechenden Hamburger Schulen herangezogen, Daten, die auf Grund der KESS-Untersuchungen verfügbar sind.
Die Berliner Gemeinschaftsschulen erzielten bei Leseverständnis und Orthografie deutlich stärkere Lernfortschritte als an den Vergleichsschulen. Anders als in den Vergleichsschulen erstreckt sich dieser Fördererfolg nahezu gleichmäßig auf alle Leistungsgruppen. In Englisch und Mathematik erzielten die Berliner Gemeinschaftsschulen annähernd gleich hohe Lernfortschritte wie die Vergleichsschulen, in den Naturwissenschaften trifft dies ebenfalls auf die sozial stark belasteten Gemeinschaftsschulen zu. Die Schulen mit mittlerer und geringer sozialer Belastung blieben hier hinter den Hamburger Vergleichsschulen zurück. Von der wissenschaftlichen Begleitung wird hervorgehoben, dass es den Berliner Gemeinschaftsschulen mit dem untersuchten Schülerjahrgang gelungen ist, Lernfortschritt weitgehend von Sozialfaktoren zu entkoppeln (nach Ulrich Vieluf erstmalig in Deutschland). Weiterhin wurden Schulklima und Einstellung der Eltern untersucht, beide Faktoren werden durchgehend positiv bewertet. Die große Mehrheit der Eltern würde sich wieder für die Gemeinschaftsschule entscheiden. Entwicklungsbedarf wurde an einigen Schulen noch bei der Mitwirkung von Eltern und Schüler/innen an der Schul- und Unterrichtsentwicklung festgestellt. Der Bericht der wissenschaftlichen Begleitung umfasst auch einige qualitativ beschriebene Fallbeispiele bis hin zur Veröffentlichung von Planungs- und Unterrichtsmaterialien. Das gesamte veröffentlichte Material ist über die Webseiten der Senatsverwaltung zugänglich, aber auch über die des GGG-Landesverbandes Berlin herunterladbar.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung waren Anlass und Gegenstand einer parlamentarischen Anhörung im Schulausschuss des Landesparlaments. Die vorgetragene GGG-Stellungnahme ist im download-Bereich der Berliner GGG-Webseiten eingestellt. Das Wortprotokoll der Sitzung liegt vor und wird ebenfalls zum Herunterladen bereit gestellt.
Lothar Sack