Länderbericht Hamburg 2019/1

Mitgliederversammlung

Im Zentrum der Mitgliederversammlung im September 2018 stand die Entwicklung und Situation der Stadtteilschule im Zweisäulensystem. Drei Aspekte bestimmten die Diskussion: Wie durch Steuerung über Wohnungsbau, gute Durchmischung der Stadtteile und durch entsprechende Standortplanung für neue Schulen mehr Bildungsgerechtigkeit erreicht werden könnte, zudem die Frage der Übergänge von der Grundschule in die weiterführenden Schulen und das „Schulwechslerproblem“ (in 2018 wechselten nach Klasse sechs 905 (!) Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium in die Stadtteilschule), das sich als als zunehmend drängend erweist. Gemeinsam war man überzeugt, dass eine planvolle und mit Ressourcen ausgestattete pädagogische Weiterentwicklung der Stadtteilschulen (Stichwort: Lernendes Netzwerk der Stadtteilschulen) sinnvoll und zu fordern ist.

 Turnusgemäß fanden Neuwahlen statt. Wir verabschiedeten Ulf Kahlke (seit 2004 Kassenwart) und Renate Nietzschmann (seit 2014 Beisitzerin) mit ehrenden Worten. Auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die engagierte Arbeit. Neu im Vorstand: Helga Wendland (Schriftführerin) und Uwe Timmermann (Kassenwart).

Zusammen leben zusammen lernen

Mit einer sehr gut besuchten Veranstaltung am 6.11.2018 im Rahmen der Kampagne „zusammen leben zusammen lernen“ wurden die Ergebnisse der Berliner Gemeinschaftsschulen in den Mittelpunkt gerückt: „Gemeinsames Lernen hat Erfolg und wir können es belegen“, so der Titel. Die Bildungsforscher Ulrich Vieluf (Staatsrat a.D. und „Vater“ der KESS-Studien ) und Prof. Dr. Johannes Bastian (Schulentwicklungsforschung und Lehrerbildung) haben über sechs Jahre hinweg die Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse an 18 Berliner Gemeinschaftsschulen begleitet und erforscht sowie die Lernzuwächse bis zur Ebene des einzelnen Schülers/der einzelnen Schülerin erhoben.

Als geradezu sensationell bezeichneten es die Bildungsforscher, dass es gelungen sei, eine weitgehende Entkoppelung der Lernfortschritte von der sozialen Herkunft zu erreichen. Die Lernzuwächse waren bei allen Schüler*innen von Beginn an hoch, je länger der Schulversuch dauerte, desto besser wurden die Ergebnisse, insbesondere bei den Schüler*innen mit niedrigem Sozialstatus.

Die Schulen einte der Verzicht auf eine äußere Leistungsdifferenzierung, eine Leistungsrückmeldung ohne Noten und eine konsequente Umsetzung der Inklusion. (Normalität des „Andersseins“). Alle 18 Gemeinschaftsschulen sind Langformen von Klasse 1 bis 10, bzw. 1 bis 13 und arbeiteten auf der Basis eines gemeinsam erarbeiteten Leitbildes.

Besondere Bedeutung für den Erfolg der Schulen hatte die hohe Bereitschaft der Pädagogen zur Teamarbeit und zur inhaltlichen Neuausrichtung ihres Unterrichts, in dem der Partizipation und der Selbstständigkeit der Schüler*innen ein hoher Stellenwert zugemessen wird. Die Zufriedenheit der Pädagogen mit Ihrer Arbeit war und ist hoch, in Übereinstimmung hierzu gibt es hohe Identifikationswerte bei den Eltern und Schüler*innen.

Stadt macht Bidung

Mit der nächsten Veranstaltung der Kampagne am 10.12.2018 nehmen wir das Thema „Stadt macht Bildung“ erneut auf. Diesmal geht es darum, wie wir die wachsende Stadt (bildungs-)gerecht und zudem beteiligungsorientiert so gestalten, dass zukunftsfähige inklusive Bildungseinrichtungen entstehen.

BARBARA RIEKMANN