Länderbericht Hamburg 2019/2
Eine schöne Feier zum 50. Geburtstag:
Es ist Zeit – ATW – seit 50 Jahren eine Schule des gemeinsamen Lernens
Im November hat die GGG-Hamburg zusammen mit vielen Unterstützern und maßgeblich gestaltet von Schüler*innen ein Fest anlässlich der ersten Gesamtschulgründung vor 50 Jahren gefeiert, in der ersten GS „Alter Teichweg“. Die vielen Gäste wurden von einer großartig vorbereiteten und munter agierenden Schüler*innengruppe mit Fachfragen konfrontiert. Mit der Diskussion um diese Fragen stellte sich in der Ankommensphase bei Snacks und Getränken schnell eine gute Atmosphäre ein. Die Podiumsdiskussion begann mit einer durchaus unterschiedlichen Sicht auf den derzeitigen Ist-Zustand der Hamburger Schulsituation.
Der Moderator eröffnete den Abend mit der provokanten Frage, ob hier der Geburtstag einer jung gebliebenen 50-Jährigen gefeiert oder einer mit 40 zu früh Verstorbenen gedacht würde. Die unterschiedlichen Antworten zeigten die Vielschichtigkeit der Problematik, die durch die vor 10 Jahren eingeführten Stadtteilschulen und der damit einhergehenden Auflösung der Gesamtschulen. Einzig der Schulsenator Ties Rabe war sich sicher, dass die Stadtteilschule im zweigliedrigen System eine Weiterentwicklung der Gesamtschulen sei.
Auf dem Podium, besetzt mit Prof. Dr. Susanne Thurn (Ehemalige Leiterin Laborschule Bielefeld), Andre Mücke (Vizepräses Handelskammer Hamburg) und Claudia Boateng (SchlauFox e. V.), wurde dann aber mit dem Schulsenator Ties Rabe darum gestritten, was und wie Schüler lernen müssen.
Die Schüler*innen waren auf einer weiteren Bühne positioniert und standen auf, wenn ihnen ein Beitrag gefiel. Dieses Stimmungsbarometer schlug eindeutig zugunsten der Reformpädagogik aus. So war es dann auch konsequent, dass von ihnen am Ende ein eindeutiger Appell an die anwesenden Pädagogen und Bildungsplaner gerichtet wurde, nach 50 Jahren endlich die vielen guten Erkenntnisse umzusetzen. Bis spät in die Nacht wurde dann weiter diskutiert und gefeiert.
Erster Ratschlag zu einem organisationsübergreifenden Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit
Auf Einladung unserer Initiative zusammen leben zusammen lernen trafen sich im Februar acht wichtige gesellschaftliche Organisationen (wie Paritätischer, Diakonisches Werk, evangelische Akademie, GEW), um zu beraten, wie wir gemeinsam in den Fragen zur Bildungsgerechtigkeit vorankommen können. Als Konsens kristallisierte sich heraus, dass ein kraftvoller organisationsübergreifender Auftritt Fortschritte bringen könnte, wenn es gelänge mit prägnanten Forderungen im Wahlkampf sichtbar zu sein und die Öffentlichkeit, vor allem Familien und natürlich die Politik, zu erreichen. Auch waren wir uns einig, dass es nun zunächst darum geht, von der allgemeinen Forderung nach mehr Bildungsgerechtigkeit zu einer sehr konkreten Beschreibung dessen zu kommen, was mangelnde Gerechtigkeit ausmacht und mit welchen Maßnahmen aus dem spezifischen Erfahrungshintergrund der einzelnen Organisationen ihr begegnet werden müsse. Aus diesem Mosaik der Expertise von vielen Einzelorganisationen soll eine unüberhörbare Stimme für unser gemeinsames Anliegen werden.
ANNA AMMONN