Schulfrieden in Hamburg. Mit einer Kleinen Anfrage hatte die CDU im April die Daten der Anmelderunde vom Februar in die Öffentlichkeit gehoben und dabei neben den sinkenden Anmeldezahlen an Stadtteilschulen auf die geringer werdenden Anteile an gymnasial empfohlenen Schülerinnen und Schülern fokussiert; ganz sicher Anlass zur Besorgnis. In der teilweise skurril bis beängstigend anmutenden öffentlichen Diskussion fehlte es an Patentrezepten nicht: Eine möglichst frühe und umfassende äußere Leistungsdifferenzierung, besserer Fachunterricht in den klassischen Unterrichtsfächern, mehr und qualitativ anspruchsvollere Hausaufgaben und die Förderung besonders begabter Kinder ... Die Ratgeber schienen sich einig – die Aufgabe, an der „Schieflage“ des Zweisäulenmodells etwas zu ändern, liegt in den Händen der Stadtteilschulen allein – etwas mehr anstrengen bitte.
Mit einer Presseerklärung „Allseitige Anstrengung tut not“ schaltete sich der Landesvorstand am 25.4.2016 in die Debatte ein und verdeutlichte, dass es keine einfachen Lösungen geben kann und dass gute Konzepte vor Ort nur mit allen Beteiligten gemeinsam gefunden werden können.
In der Konstellation eines Zwei-Säulen-Modells sind es die Stadtteilschulen allein, die das erklärte Ziel haben, den Spagat zwischen sozialem Ausgleich und dem Anspruch auf Leistungsorientierung zu leisten. Ein Anspruch, den sie übrigens schon heute mit steigenden Abiturientenzahlen und sinkenden Abbrecherquoten bei zumeist äußerst schwierigen Rahmenbedingungen einlösen. Neben den Anstrengungen der Schulen ist es aber Aufgabe der Administration und der Politik förderliche Rahmenbedingungen zu setzen, gute Kooperationen zu ermöglichen und beispielsweise für einen „Best-Practice-Austausch“ zwischen den Schulen sorgen. Die GGG mahnte die deutliche Wahrnehmung der Aufgabe der Prozesssteuerung an.
Einen Monat zuvor hatte der Landesvorstand mit Senator Rabe in einem Gespräch bereits diese Fragen erörtert und einen neuen Dialog angeregt. Auf einer Tagung der Schulleiter und Schulleiterinnen der Stadtteilschulen im April nutzte der Senator die Gelegenheit, die bekannten Interpretationen und Überlegungen zur Erhöhung der Attraktivität der Stadtteilschulen für Eltern in die Diskussion mit den Schulleitungen einzubringen. Nur einen Tag später wurden wörtliche Zitate des Senators in der Presse veröffentlicht - nun aber in der Form einer öffentlichen Schelte – etwas mehr anstrengen bitte. Ein zumindest überraschender ungewöhnlicher Umgang mit Schulleitungen in der Stadt.
Am 5. April fand in Kooperation mit dem Landesinstitut eine Veranstaltung zu Fragen der Leistungsrückmeldung statt. Referenten waren Andreas Giese vom Landesinstitut Hamburg, der die Eckdaten des Hamburger Schulversuchs „Alleskönner“ erläuterte und Felix Winter, der Chancen und Risiken einer formativen Leistungsbeurteilung darstellte.
Vom 18. Bis 20. April fanden zum zweiten Mal die Schulbesuchstage statt. Mit 115 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Resonanz hierauf überaus positiv. Die qualitativen Rückmeldungen bestätigten uns darin, auch in 2017 gemeinsam mit den Stadtteilschulen die Schulbesuchstage anzubieten.
Barbara Riekmann