Im Februar 2013 fand die Anmelderunde für die Schüler/innen der kommenden fünften Klassen statt. Dabei haben sich mit 5712 Anmeldungen 46,5% der Eltern für die Stadtteilschule und mit 6474 Anmeldungen 52,6% der Eltern für das Gymnasium entschieden. Damit sind gegenüber dem Vorjahr die Anmeldezahlen in etwa gleich und „stabil“ geblieben.
Allerdings lohnt sich genaueres Hinsehen:
Die Unterschiede zwischen den Stadtteilschulen sind erheblich, sie variieren zwischen 16 und 255 Anmeldungen. Allein 13 der insgesamt 58 Stadtteilschul-Standorte liegen mit Anmeldezahlen zwischen 16 und 53 Schüler/innenn deutlich unter der wünschenswerten Mindestzügigkeit von 3 Zügen. So sind erhebliche Anstrengen für die „Starkstellung“ dieser Schulen nötig, um die Standorte zu stabilisieren. Ein weiteres Indiz für die Disparitäten zwischen den Stadtteilschulen ist die hohe Anzahl der angemeldeten Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Mit 717 Kindern ist hier ein Prozentanteil von 12,6 % erreicht (davon 10,6 % in den Förderbereichen Lesen, Sprache und emotionale Entwicklung), der allerdings – wie in den Vorjahren – erheblich zwischen den Stadtteilschulen variiert. Die Streuung liegt zwischen 0 % und 31 %; nicht selten sind besonders hohe Anteile bei Schulen in sozialen Brennpunkten zu verzeichnen. Die Behörde hat z. B. über Zweit- und Drittwünsche der Eltern versucht Ausgleiche zu schaffen. Dieser Prozess ist wegen der laufenden Widerspruchsfristen noch nicht abgeschlossen.
Im März hat Senator Rabe als Reaktion auf den „Brandbrief“ der Schulleiter/innen südlich der Elbe ein Programm zur Förderung von Schulen in sozial schwieriger Lage vorgelegt. Beabsichtigt ist, 15 bis 20 Schulen mit sozial besonders benachteiligter Schülerschaft gezielt zu fördern. Das Programm ist auf vier Jahre angelegt und soll ein weites Spektrum an pädagogischen, organisatorischen und baulichen Maßnahmen umfassen. Acht bis zehn Millionen Euro sollen hierfür bereitgestellt werden, hinzu kommen Mittel aus dem Schulbauprogramm. Da die Mittel durch Umschichtungen im Haushalt der Behörde für Schule und Berufsbildung erwirtschaftet werden sollen, bleibt abzuwarten, an welchen Stellen Mittel eingespart werden.
Ebenfalls im März wurden die Sozialdaten, die sogenannten Sozialindizes der Schulen, die neu ermittelt und justiert worden sind, bekannt gegeben. Die Sozialindizes sind Teil der Grundlage für die Personalausstattung und deshalb von großer Bedeutung für die Schulen. Die Skala reicht von 1 (stark belastet) bis 6 (bevorzugte soziale Lage), entsprechend abgestuft sind die Ressourcenzuweisungen, die die Größe der Klassen an Grundschulen, Sprachförderstunden, Mittel für die sonderpädagogische Förderung und Ganztagsmittel betreffen.
Darüber hinaus liefern die neuen Sozialindizes auch Befunde zur „sozialen Lage“ der Schulen: So sind nur 3 der insgesamt 59 Gymnasien (ca. 5 %) im unteren Bereich des Sozialindexes (Bereich 1und 2) angesiedelt, aber 45 in den oberen Bereich (5 und 6) eingeordnet. Anders die Befunde bei den Stadtteilschulen: Hier liegen 26 der 57 Stadtteilschulen (ca. 45 %) im unteren Bereich des Sozialindexes, während nur 8 Schulen im oberen Bereich (Index 5 und 6) sind. Gegenüber den Vorjahren hat sich die Zahl der Stadtteilschulen mit dem Sozialindex 1 und 2 auf 26 verdoppelt. Deutlicher lassen sich die Disparitäten kaum beschreiben.
Zum Schluss: Die Veranstaltung der GGG Hamburg zum pädagogischen Bauen (Hauptreferent Karl-Heinz Imhäuser), die in Kooperation mit der Schulbehörde durchgeführt wurde, war sehr gut besucht, bot über die Vorträge vielfältige neue Perspektiven und Einblicke, machte aber auch die schulischen Nöte und die schwerfälligen Abläufe des Behördenapparates deutlich. Der Dialog war konstruktiv. Taten müssen folgen.
Barbara Riekmann