Bei den Anmeldungen ist der Anteil für integrierte Schulformen von 2011 bis 2014 um 45 % gestiegen. Nimmt man die tatsächlich aufgenommenen Schüler/innen ist der Anteil der Schüler/innen an integrierten Schulen von 20 % auf 33 % gestiegen.
Dieser enorme Zuwachs in kurzer Zeit stellt aber auch eine große Herausforderung dar.

Anmeldezuwachs trotz Schülerrückgang
Auf der Landesebene steigt die Zahl der angemeldeten Schüler/innen trotz des allgemeinen Schülerrückganges. Dieser Anstieg ist allerdings nicht so groß, wie der Zuwachs der neuen Kapazitäten, die durch die Neugründungen geschaffen worden sind. Daraus folgt, dass die Abweisungsquote gesunken ist. Wir verzeichnen landesweit einen zunehmenden Sättigungsgrad.
Regional und kommunal hat das unterschiedliche Ausprägungen. So gibt es den positiven traditionellen Fall, dass eine Neugründung neue Schüler/innen erschließt, oder eine vorhandene Nachfrage nach Schülerplätzen an integrierten Schulen bedient wird.

Nachfrage und Standortwahl
Im Regierungsbezirk Köln gibt es trotz mehr als zehn neuer Schulen fast identische Anmelde- und Aufnahmezahlen. Die Abweisungsquote ist trotz der Neugründungen nicht kleiner geworden. Hier haben die Schulträger vermutlich die Standorte nicht richtig gewählt, oder nicht nach Bedarf, sondern nach vorhandenen Gebäuden ausgesucht. Teilweise entstehen auch kontraproduktive Konkurrenzen zwischen integrierten Schulen.
Betrachtet man die Zahlen im Regierungsbezirk Düsseldorf, so gibt es ebenfalls über zehn Neugründungen mit nicht entsprechendem Schülerzuwachs. Hier halbiert sich deshalb auf der Bezirksebene die Abweisungsquote. Diese ist mit knapp 10 % ähnlich hoch wie im Bezirk Köln. Dahinter verbergen sich aber gänzlich unterschiedliche Zahlen, je nach Kommune und konkretem Standort. Hier gibt es zunehmend Schulen, die nicht genug Anmeldungen haben. Daneben gibt es Schulen mit erheblichen Überhängen. Ein rechnerisch denkbarer Schülerausgleich scheitert an zu unterschiedlichen Standortausprägungen und dem Elternwillen: Die Eltern wählen konkrete Gesamtschulen an konkreten Standorten.

Entwicklung zur Zwei-Säulenlandschaft
Es gibt punktuell das Zweisäulenmodell aus Gesamtschule und Gymnasium als Realität. Es fehlen allerdings die notwendigen neuen rechtlichen Regelungen für diese neue Schulstruktur. Es kann doch nicht sein, dass dort die Gymnasien ihre originären Probleme zum Beispiel in der Form des Abschulens an die Gesamtschulen weiterreichen.

Erhalt der Dreigliedrigkeit
Bedenklich stimmen Anzeichen, die dafür sprechen, dass die alte Dreigliedrigkeit unter neuen Namen am Leben erhalten wird. Wenn an einem Ort bei einer gymnasialen Übergangsquote von über 50 % die bestehenden Gesamtschulen um eine Sekundarschule ergänzt werden, dafür die einzige Hauptschule geschlossen wird, ist die Folge leicht absehbar.

Inklusion: Keine statistischen Daten
Rückmeldungen der Einzelschulen an uns bestätigen unsere Befürchtungen. Die Verteilung der Schüler/innen mit Förderbedarf auf die verschiedenen Schulformen erfolgt danach ungleich. Zunehmend bekommen die integrierten Schulen die Hauptaufgabe zugewiesen. Die vorhandenen Ressourcen sind zu gering und sie werden ungleich und nicht transparent vergeben.

Fazit
Insgesamt haben die Kommunen als Schulträger durch den Schulkonsens und die daraus nicht zwangsläufige, aber praktizierte Politik der Ermöglichung, größeren Handlungsspielraum erhalten. Auch die Entideologisierung der Strukturfrage als Folge des Schulkonsenses ist positiv. Kritisch muss gesehen werden, dass die Kommunen häufig nicht die finanziellen Mittel haben, um den gewünschten Wandel auch mit den notwendigen Gebäuden vollziehen zu können. Oder es wird nicht erkannt bzw. ignoriert, was zur Konkurrenzfähigkeit und Gleichwertigkeit beider Säulen notwendig ist.

Behrend Heeren