Integrierte Schulen in NRW sind qualitativ und quantitativ spitze
Zum Schuljahr 2015/2016 sind in NRW 8 neue Sekundarschulen und 8 neue Gesamtschulen an den Start gegangen. Damit hat sich die Zahl der integrierten Schulen seit dem Schulkonsens von SPD/CDU/Grüne im Juli 2011 mehr als verdoppelt, von 217 Gesamtschulen auf jetzt 443 integrierte Schulen. Von den acht neu gegründeten Gesamtschulen sind drei aus bestehenden Sekundarschulen hervorgegangen. Das ist hoffentlich erst der Beginn einer notwendigen Entwicklung, gibt es doch zahlreiche Sekundarschulen, die vier und mehr Züge haben und von daher auch eine eigene Oberstufe haben könnten.
Durch den rasanten Anstieg der integrierten Schulen hat sich die Schullandschaft insgesamt, aber auch noch einmal innerhalb des gegliederten Systems und innerhalb der integrierten Schulen verändert. Im gegliederten System sinken die Anzahlen der Haupt- und Realschulen erheblich, während die Zahl der Gymnasien bei sinkenden Schülerzahlen konstant bleibt. Auch innerhalb der integrierten Schulen gibt es erhebliche Veränderungen. Durch die vielen Neugründungen verschwinden bei vielen Gesamtschulen die gewohnten Überhänge, und dadurch verändert sich die Leistungsheterogenität. Das ist eine neue Erfahrung, die von diesen Schulen nicht unbedingt begrüßt wird. Da dieser Prozess der Veränderung der Schullandschaften nicht durch das Land gesteuert wird, entstehen u. a. unsinnige Konkurrenzen zwischen integrierten Schulen, die teilweise zur Bestandsgefährdung bislang etablierter Schulen führt. Um die Oberstufen von Gymnasien nicht zu gefährden, gründen die Kommunen trotz ausreichender Schülerzahlen häufig keine neue Gesamtschule, sondern eine Sekundarschule. Die Sekundarschulen werden von Eltern als zweite Wahl angesehen, wenn eine Gesamtschule in erreichbarer Nähe ist. Hier droht die Gefahr, dass die Sekundarschulen die Rolle der ausgelaufenen Hauptschule übernehmen.
Durch die Neugründungen besuchen jetzt erstmalig die meisten Schüler/innen in der Sek I in NRW integrierte Schulen. Etwas mehr als 326.000 Schüler/innen besuchen integrierte Schulen, gut 325.000 das Gymnasium, gut 245.000 die Realschule und gut 100.000 die Hauptschule.
Zersplitterung der Schullandschaft
Der Schulkonsens und die Politik der Ermöglichung haben zu einer Vielzahl unterschiedlicher Systemvarianten geführt. Es gibt Kommunen mit nur dem klassischen dreigliedrigen Angebot. Daneben gibt es welche mit vollständig gegliedertem System und zusätzlich ein oder zwei integrierten Schulformen. Es gibt auch Standorte mit einer integrierten Schulform als einzig weiterführender Schule. Und schließlich gibt es Kommunen mit dem Zweisäulenmodell.
Im Rahmen des Schukonsenses wurde die Senkung der Richtwerte für die Klassenbildung in zwei Schritten von 28 auf 26 Schüler versprochen. Obwohl die erste Senkung auf 27 Schüler vollzogen wurde, haben die Gesamtschulen mit 27,8 Schülern den höchsten Klassenfrequenzwert aller weiterführenden Schulen. Und das unter Einbeziehung der Inklusion vieler Gesamtschulen, die eigentlich nur mit kleineren Klassengrößen sinnvoll ist.
Zunehmend mehr Gesamtschulen stellen sich der Aufgabe der Inklusion. Sekundarschulen wurden von vornherein nur genehmigt, wenn ihr Schulkonzept die Inklusion beinhaltete. Die Gesamtschulen hatten - bezogen auf die gesamte Schülerschaft - im abgelaufenen Schuljahr 3,3 % Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die Sekundarschule 6,5 %, das Gymnasium 0,3 % und die Realschule 1,5 %.
Obwohl im Schulkonsens ein Sozialindex und ein Inklusionsindex als zukünftige Ergänzung bei der Stellenberechnung verankert sind, wird weder das eine noch das andere umgesetzt. Die GGG NRW ist bleibt am Ball und wird hier weiter Druck auf die Politik ausüben.
Gesamtschule Barmen aus Wuppertal erhält den Deutschen Schulpreis 2015
Wieder einmal hat mit der Gesamtschule Barmen eine integrierte Schule die höchste bundesweite Auszeichnung erhalten.
Gesamtschule Nettetal ist „drittstärkste“ Schule in Deutschland
Nachdem die „Städtische Gesamtschule Nettetal“ zum Landessieger NRW des Bundeswettbewerbes „Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen.“ gekürt wurde, wählte sie die Bundesjury zur drittstärksten Schule in Deutschland.
Behrend Heeren