Eine für Alle - Heft 5 (2019)
Dr. Brigitte Schumann legt dar, dass und wie die deutsche Bildungspolitik den von der Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) geforderten Umbau des selektiven zu einem inklusiven Bildungssystem verweigert und damit den Kindern inklusive Bildung vorenthält.
Die deutsche Politik antwortet auf internationale Kritik nur unzureichend.
Die Autorin Brigitte Schumann legt pointiert dar, dass die deutsche Bildungspolitik den von der Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) geforderten Umbau des selektiven zu einem inklusiven Bildungssystem verweigert und damit den Kindern inklusive Bildung vorenthält. Deutsche Bildungspolitiker*innen und die Kultusministerkonferenz (KMK) versuchen hartnäckig, das segregierende Doppelsystem von Regelschulen und Sonderschulen zu erhalten, obwohl dieses besonders kostenträchtig ist und zu Lasten der inklusiven Schulentwicklung geht. B. Schumann erläutert, wie die KMK den „Elternwillen“ instrumentalisiert, um Sonderschulen zu stabilisieren, und warum in Regelschulen Inklusions-quoten steigen, aber die Exklusionsquoten (Sonderschulzuweisungen) dennoch nahezu unverändert hoch bleiben. Eine entschiedene Auseinandersetzung führt B. Schumann mit der Rolle, die der Sonderpädagogik in Deutschland für die Inklusion zugewiesen wird, und wie sich diese Rolle historisch begründet. Im Fokus ihrer Kritik stehen die ehemaligen Hilfsschulen bzw. die heutigen Sonderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Sie macht deutlich: Das hoch differenzierte Sonderschulsystem Deutschlands ist international nahezu einzigartig und insbesondere die „Lernbehinderung“ ein „deutsches Phänomen“. B. Schumanns Beitrag zu dieser wichtigen Debatte fußt auf ihrer 2018 erschienenen „Streitschrift Inklusion“, in der ihre Position umfangreich nachzulesen ist. Ihre bittere Folgerung ist, dass in Deutschland entgegen der politisch behaupteten „Inklusionserfolge“ tatsächlich eine „Pseudo-Inklusion“ im Bildungswesen stattfindet.