einstimmig beschlossen im Hauptausschuss der GGG am 21.03.2004
Wir gehen weiter!
Die internationalen Schulleistungsstudien PISA und IGLU haben die lange bestehende Kritik an den sozial selektiven und leistungshemmenden Wirkungen des dreigliedrigen Schulsystems deutlich ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Entgegen den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus PISA und IGLU halten die Bundesländer und die Kultusministerkonferenz überwiegend an den selektiven Strukturen und Kontrollmechanismen fest. Ihre Beschlüsse und Maßnahmen sind eher geeignet, die diagnostizierten Übel zu verschärfen.
Dagegen ruft die GGG auf, konkrete Schritte zur Verbesserung des Schulsystems zu gehen.
Die GGG fordert:
Weiter mit Gesamtschule
Weiter in Richtung Erfolg
Weiter in Richtung Europa
Weiter in Richtung gemeinsames Lernen
Weiter in Richtung Demokratie.
Weiter mit Gesamtschule
Die GGG ermutigt alle Gesamtschulen, das Denken und Handeln in sehr früh festgelegten Bildungsgängen zunehmend zu überwinden und zu ersetzen durch eine Praxis individualisierenden Lernens. Schon bisher haben einzelne Gesamtschulen ideenreiche und intelligente Wege vermehrter innerer statt äußerer Differenzierung gefunden und mit Erfolg und nachgewiesenen Leistungen praktiziert. Wir rufen die Gesamtschulen auf,
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dieses Thema weiter in ihren schulischen Gremien zu diskutieren
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entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten (z.B. der GGG) in Anspruch zu nehmen
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Kollegen und Kolleginnen bzw. Teams, die auf äußere Differenzierung verzichten wollen, zu unterstützen und zu ermutigen ihre Erfahrungen - z.B. in den Gesamtschulkontakten - zu publizieren und sie dadurch anderen Schulen zur Verfügung zu stellen
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von ihrer Schulaufsicht bzw. Bildungsverwaltung Unterstützung einzufordern.
Kehren wir in den Gesamtschulen den Trend um: Setzen wir an die Stelle von mehr (schein-)homogener Gruppenbildung ein strukturell offenes System der Förderung aller und des individualisierenden Lernens bis zum Ende der Pflichtschulzeit.
Weiter in Richtung Erfolg - Weiter in Richtung Europa
Die GGG fordert als übergeordnete Maßnahme: eine Schule für alle Kinder und Jugendlichen bis zum Ende der Pflichtschulzeit. Dies ist europäischer Standard, es ist der Regelfall in der Welt. Wir treten für die Schaffung einer gemeinsamen Schule für alle Kinder und Jugendlichen auch in Deutschland ein. Als wichtigen Einzelschritt fordert die GGG die Kultusministerkonferenz und die Länderministerien auf:
Den Gesamtschulen muss – ohne Schaden für die Anerkennung der Schulabschlüsse – eine Lernorganisation ermöglicht werden, die den Lernbedürfnissen der Schüler und Schülerinnen angemessen ist.
Dies kann Unterricht in heterogenen Gruppen sein, flexible äußere und innere Differenzierung, Klassenunterricht und individuelles Lernen umfassen. Maßstab für den Erfolg ist die Erreichung der Standards am Ende der Sekundarstufe I.
Die Schulabschlüsse an Gesamtschulen sind auch dann anzuerkennen, wenn die Gesamtschule auf äußere Fachleistungskurse verzichtet. Das Lernergebnis am Ende der Schulzeit, nicht die Zahl der besuchten Kursniveaus muss entscheidend sein.
Weiter in Richtung gemeinsames Lernen - Weiter in Richtung Demokratie.
Kinder und Jugendliche müssen in der Schule die Erfahrung der Gleichwertigkeit der unterschiedlichen Menschen machen können. Sie müssen die Chance erhalten, Vielfalt zu erleben, ihre Vorzüge zu erfahren, mit den Schwierigkeiten in einem für alle positiven Klima der Wertschätzung umgehen zu lernen. Sie müssen erleben, dass Unterschiedlichkeit respektiert und akzeptiert wird und nicht zum Vorwand für hierarchische Einteilungen genommen wird.
Soziales Miteinander, selbstbewusste, optimistische, verantwortliche Persönlichkeiten wachsen in Strukturen ohne formelle Hürden und Barrieren im Bildungsgang.
Solches Arbeiten muss in den Gesamtschulen mehr als bisher ermöglicht werden.
Wir erwarten, dass die Bildungsverwaltungen dies ermutigen und bestärken.
Gesamtschulen sollten den Weg des individualisierenden Förderns aller beschreiten.
Die GGG leistet politische, publizistische und fachliche Unterstützung.
Haben wir dies verwirklicht, dann haben wir viele wertvolle Erfahrungen gewonnen, die wir für die Verwirklichung der einen Schule für alle Kinder und Jugendlichen in unserem Land brauchen.