(Marcus Valerius Martial)
Länderbericht NRW 2024-06
... das ist aber kein Selbstläufer meint
Andreas Tempel
Wo sollen sie alle herkommen, die vielen Lehrkräfte, die überall fehlen? Lehrkräftegewinnung – Lehrkräfteausbildung erster Teil an der Uni, zweiter Teil im ‚Ref‘ – Lehrkräftefortbildung, diese Begriffe umreißen das komplette Spannungsfeld. Und es läuft gerade in keinem Bereich gut.
Grundsätzlich gewinnt man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch attraktive Arbeitsverhältnisse. Der LehrerInnenberuf ist zwar gut bezahlt, aber die Arbeitsverhältnisse hochgradig unterschiedlich – ungefähr so unterschiedlich, wie Bildungsgerechtigkeit in NRW funktioniert. Das heißt, an einer Schule am schwierigen Standort, Sozialindex 7, 8 oder 9, herrschen scheinbar Verhältnisse, die abschrecken. Und dann möchten sehr viele sehr gerne an Schulen mit Sozialindex 1 oder 2, den scheinbaren pädagogischen Paradiesen, arbeiten. Abgesehen davon schrecken überall hohe Korrekturlasten, zu viele bürokratische Aufgaben und Erschwerung einer voraussetzungslosen Teilzeit, wenn man einfach seinen Job gut machen möchte und dafür sogar in Kauf nimmt weniger zu verdienen.
Wenn sich unter diesen Umständen jemand in die 1. Ausbildungsphase an der Uni begibt, wird das Ganze trotz Lieblingsfächern sehr schnell sehr theorielastig. Und es ist sehr teuer, wenn man nicht vermögende Eltern hat oder schon als VertretungslehrerIn arbeitet, immer nach dem Motto: bezahlt, aber fachlich unbegleitet (im Studium mit Nebenjob LehrerIn) oder unbezahlt, aber begleitet (im Praxissemester) oder in der 2. Ausbildungsphase bezahlt und im anderthalb jährigen Dauerstress, denn die Verkürzung des Referendariats auf 11⁄2 Jahre bedeutet bis zur Prüfung aufgrund verschiedenster Umstände ein reelles Jahr. Zu kurz für viele!
Bliebe noch für diejenigen, die es geschafft haben, eine Anstellung in einem der schönsten Berufe der Welt zu bekommen (tatsächlich von mir sehr ernst und gar nicht ironisch gemeint!), sich auf der Höhe der Zeit fortzubilden – das ist nicht so richtig schwierig, bedeutet aber unter den Umständen wie Schule derzeit organisiert ist, dass die Lehrkraft in Fortbildung ihre Vertretungen organisieren muss, einen weiter erhöhten Korrekturaufwand hat und andere diese Vertretungen ja leisten müssen und ebenfalls in Arbeit gebracht werden.
So funktioniert es eben nicht mehr! Die Rahmenbedingungen müssen attraktiver gestaltet, flächendeckend ein duales Studium eingerichtet werden und Fortbildungen für alle mit großer Selbstverständlichkeit im Kollegium oder an speziellen Tagen abgehalten werden – sehr viel mehr als derzeit!
„Schule muss anders“ – ganz offensichtlich!
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Der Länderbericht erschien in Die Schule für alle 2024/2.