Ein Nachruf
Dieter Weiland, der Bundesvorsitzende der GGG in den Jahren von 1993 bis 1999 ist am 18.12.2023 gestorben. Mit ihm verliert die GGG und die Gesamtschulbewegung einen hervorragenden Streiter für die Sache der einen Schule für alle Kinder.
Schon als Didaktischer Leiter der Integrierten Gesamtschule Göttingen-Geismar war er leitend mitverantwortlich für die Entwicklung und Realisierung des Team-Kleingruppenmodells. Anne Ratzki erinnert sich:
"Dieter Weiland war für mich ein wichtiger Gesprächspartner bei der Entwicklung des Team-Kleingruppenmodells, das gleichzeitig – ohne dass wir zuerst voneinander wussten – an beiden Gesamtschulen, Göttingen-Geismar und Köln-Holweide entstand. Auf einem GGG-Kongress um 1975 lernten wir uns kennen und erfuhren, dass wir an der gleichen Veränderung der Struktur und Philosophie der Gesamtschule arbeiteten – weg von der Fachleistungsdifferenzierung, Schwerpunkt individuelles und soziales Lernen in heterogenen Gruppen und Teamarbeit von Lehrkräften. Beide Schulen wurden als Gesamtschulen mit besonderer Konzeption in die Sonderliste der KMK aufgenommen. Das TKM blieb bildungspolitisch in der GGG aktuell."
Als Bundesvorsitzender der GGG knüpfte Dieter Weiland an diese pädagogisch-didaktische Pionierarbeit an und vertrat sie bundesweit. Ein ausgeprägter Schwerpunkt seiner Arbeit bestand jedoch in der politischen Vertretung der Gesamtschulidee. Er suchte und führte das Gespräch mit Parteien, Gewerkschaften, Verwaltungen, Presse, wobei er konsequent und streitbar die Sache der demokratischen Schulstruktur verfocht. Die Verbreitung von Gesamtschulen in die Fläche wurde im Rahmen des Rödinghausener Bundeskongresses von 1995 gefeiert und vorangetrieben. Die Verankerung der Gesamtschulidee in der Geschichte der bürgerlichen Revolution stand im Zentrum des Wörrstädter Kongresses von 1997 mit dem Pflanzen eines Freiheitsbaumes, und die Geschichte der GGG wurde 1994 im Rahmen einer eindrucksvollen 25-Jahr-Feier in Berlin rekapituliert. Briefe und Stellungnahmen zu wichtigen Themen der Bildungspolitik, Positionsbestimmungen finden sich zahlreich in den Gesamtschulkontakten dieser Jahre. Er begründete auch, zusammen mit Otto Herz, die damals sog. „Springener Gespräche“, die bis heute Bestand haben: Über Christi Himmelfahrt treffen sich Interessierte der GGG, der GEW und heute auch des Grundschulverbandes, um über bildungspolitische Grundsatzfragen zu beraten und gemeinsame Initiativen abzustimmen. Als Ende der 90er Jahre mit TIMSS und BiJu, den Vorläufer-Schulvergleichsstudien von PISA, ein bundesweiter Generalangriff auf die Gesamtschule gestartet wurde, stand die GGG gut vernetzt, argumentativ stark und als starkes Sprachrohr der Gesamtschulen da.
Was Dieter Weiland auszeichnete, war seine Beharrlichkeit, seine Klarheit und Konsequenz, sein nimmermüdes Engagement für die gemeinsame Schule für alle Kinder. Und das Herzblut, mit dem er für seine Sache einstand.
Die GGG ist Dieter Weiland zu großem Dank verpflichtet und wird ihn in ehrenvoller Erinnerung behalten.
Anne Ratzki und Ingrid Wenzler