Eine „Flexible Oberstufe für Hamburg“?
Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der SPD
Die Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der SPD hatte am 18.Februar 2025 in die Stadtteilschule Alter Teichweg in Hamburg zu einer Veranstaltung „Flexible Oberstufe“ eingeladen. Der Hintergrund: Im Regierungsprogramm der SPD für 2025 bis 2030 war ein Pilotprojekt für eine „Flexible Oberstufe“ festgeschrieben worden. Ein ähnliches Vorhaben hatten auch die GRÜNEN zuvor in Ihrem Regierungsprogramm verkündet.
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Ziel der Veranstaltung, so die Landesvorsitzende der AfB, Dora Heyenn, sei es auch, mögliche Interesent:innen für einen Schulversuch zu gewinnen. Doch zunächst gab es „Musik von vorn“:
Die Referent:innen Friedemann Stöffler, Inge Gembach-Röntgen, Rainer Fechner (alle aus dem Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur) und Dieter Zielinski als Bundesvorsitzender der GGG (ebenfalls ein Bündnispartner) führten aus, worum es dem Bündnis geht. Ausgehend vom OECD Lernkompass 2030, so Friedemann Stöffler, bestehe eine Innovationsnotwendigkeit für die Sekundarstufe II: Die Schule brauche einen transformativen Wandel, dem jedoch in der gymnasialen Oberstufe durch strenge Reglementierungen deutlich Grenzen gesetzt seien, wobei die neue KMK-Vereinbarung von 2021 noch stärker einenge. Die vier Visionen der Potsdamer Erklärung – eine zukunftsfähige Lernkultur, neue Prüfungsformate, Zeit für Vertiefung, individuelle Bildungswege – ließen sich zum Teil schon heute realisieren, etwa Freie Lernzeiten, Alternativen zu Klausuren oder Fächer verbindende Projekte. Dennoch sprengten einige der Visionen den geltenden rechtlichen Rahmen, etwa die Schulzeitstreckung durch Modularisierung, das additive Abitur oder die Wiederholbarkeit einzelner Kurse.
Im Kern, so Inge Gembach-Röntgen und Rainer Fechner ginge es bei den Erwägungen zur „Flexiblen Oberstufe“ um die Frage, wie vielfältige Herkunftsgeschichten, unterschiedliche Lernvoraussetzungen und unterschiedliche Begabungen noch stärker berücksichtigt werden könnten. Anhand von Beispielen machten die beiden deutlich, worum es gehen kann: Das Dalton-Modell (mit freien Lernzeiten),das bereits an mehreren Oberstufen praktiziert wird, das jahrgangsübergreifende Lernen der Jenaplan-Schule in Rostock oder das Lernen mit Modulen am Leibniz-Montessori Gymnasium in Düsseldorf wurden exemplarisch für bereits bestehende „Flexibilisierungen“ ausgeführt. Vielfach sei der sog. Nachteilsausgleich ein guter Hebel, um individuellen Bildungswegen Geltung zu verschaffen.
Zum Schluss ordnete Dieter Zielinski die Bemühungen um eine Flexibilisierung der Sekundarstufe II ein: Die gymnasiale Oberstufe stehe aktuell weder gesellschaftlich noch politisch im Fokus. Allerdings gäbe es Ansatzpunkte in den Ländern und in der KMK, Weiterentwicklungen voranzubringen, so z. B. die Frage „Neuer Aufgaben- und Prüfungsformate“. Aus seiner Sicht ginge es in der Zielsetzung darum, mehr Schüler:innen zu ermöglichen, die Hochschulreife zu erreichen, damit auch einen angemesseneren Umgang mit der zunehmenden Heterogenität herzustellen und durch bessere Leistungen eine verbesserte Studierfähigkeit herbeizuführen.
Man durfte neugierig sein, wie das Publikum das Vorgetragene diskutieren und bewerten würde. An fünf Stehtischen wurden Fragen und Meinungen lebhaft ausgetauscht. Vielfach wurde die Sorge geäußert, dass durch die „Flexibilisierung“ ein wichtiges Merkmal des Hamburger Zweisäulensystems (8 Jahre am Gymnasium/9 Jahre an der Stadtteilschule) ins Wanken geraten könnte. Aber auch die Frage, wie ein solcher Pilotversuch ausgestaltet wäre, wie er finanziert wird und welche Freiräume mit ihm verbunden wären, war zugleich von hohem Interesse. Der Nachteilausgleich als generelles Mittel einer Flexibilisierung (Nachteilsausgleich für alle) – eine schöne Idee! Fragen der Lehrerbildung oder der Motivation von Kollegien galt es für die Diskutierenden ebenfalls noch zu berücksichtigen. „Wichtig ist,“ so eine Zuhörerin, „die Schule vom Schüler, von der Schülerin her zu denken“. Ja, das wäre doch mal etwas!
Eine Folgeveranstaltung wurde zum Schluss für sinnvoll gehalten, auch, um potenziellen Pilotschulen Anregungen zu geben. Das Vorstandsmitglied der Hamburger GGG, Uwe Timmermann, erklärte sich in diesem Zusammenhang bereit, zusammen mit dem Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur eine solche Veranstaltung zu unterstützen.
14.3.2025 / Barbara Riekmann
Wer mehr über das Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur erfahren möchte, kann sich hier informieren: https://www.buendnis-zukunft-abitur.de