Unsere Gesellschaft weiß sehr gut, was sie von ihren Schulen erwartet: Sie sollen das über viele Generationen angewachsene Wissen an die jungen Menschen weitergeben und diese mit den Errungenschaften unserer Zivilisation vertraut machen. Dabei wird oft übersehen, dass die Schule für die Kinder und Jugendlichen ein Lebensort ist, an dem sie einen großen Teil ihrer Zeit verbringen und der sie nachhaltig prägt. Die Qualität von Schule darf sich deshalb nicht nur an dem bemessen, was sie für die Gesellschaft leistet – sondern immer auch an dem, was sie den Kindern und Jugendlichen bietet. Viel zu lange wurde hier nach dem Grundsatz verfahren, wonach der (gesellschaftliche) Zweck die (pädagogischen) Mittel heiligt.
Kinderrechte in der Schule
Die Aktion Humane Schule wurde vor über 40 Jahren von Eltern und Lehrkräften gegründet, um die seelische Situation der Kinder und Jugendlichen in der Schule zum Thema zu machen. Auslöser dieser Gründung war die Selbsttötung eines Jugendlichen, der dem schulischen Druck nicht gewachsen war. In Sorge um die Befindlichkeit junger Menschen am Lebensort Schule verstehen wir uns als Kinderrechtsorganisation. Wir fühlen uns deshalb allen verbunden, die die Rechte junger Menschen zu ihrer Sache machen. An den Themenheften der Verbandszeitschrift „Humane Schule“ lässt sich ablesen, was für uns eine menschliche Schule ausmacht: Hier geht es um eine demokratische Unterrichtspraxis, um das Lernen in einer bedrohten Welt, um die Beziehungskultur im Klassenzimmer, um den pädagogischen Umgang mit Vielfalt oder um das Modell einer notenfreien Schule. Vorbereitet werden diese Themenhefte jeweils im Rahmen einer Fachtagung, zu der die Aktion Humane Schule Experten und Interessierte einlädt.
Gegen die Turbo-Schule!
Aktuelles Schwerpunktthema der AHS ist ein pädagogisch angemessener Umgang mit der Zeit. Wir wollen damit ein Gegengewicht zum Termindruck und zur Oberflächlichkeit der Turbo-Schule anbieten, wollen uns für eine Entschleunigung des Lernens stark machen. Das aber verlangt eine ganz andere Organisation des Unterrichts: Statt den Kindern ein einheitliches Lerntempo vorzugeben, muss jedem Schüler die Möglichkeit eingeräumt werden, zu seinem eigenen Rhythmus zu finden. Das enge Zeitraster der Stundenpläne ist dabei ebenso kontraproduktiv wie die Vorgabe einheitlicher Prüfungstermine. Was unsere Kinder wirklich brauchen, ist eine „Schule im eigenen Takt“ – wie das aktuelle Themenheft unserer Verbandszeitschrift betitelt ist.
Eine für alle
Dabei ist sich die Aktion Humane Schule bewusst, dass es kein richtiges Lernen im falschen geben kann: Nur wenn sich die strukturellen Bedingungen schulischen Lernens ändern, wird sich das Projekt einer humanen Pädagogik realisieren lassen. Junge Menschen vor psychischem Druck und sozialer Ächtung zu beschützen, kann in einem starren System von Sortierung und Auslese nicht gelingen. Deshalb engagiert sich die Aktion Humane Schule seit ihren Anfängen für eine gemeinsame Schule für alle Kinder. Aus diesem gemeinsamen Interesse heraus ist die AHS seit vielen Jahren Bündnispartner der GGG. Eine selektive Pädagogik schafft die Voraussetzungen für eine Spaltung unserer Gesellschaft. Um dieser Entwicklung vorzubeugen, bedarf es breiter Bündnisse und einer abgestimmten Strategie.
Die Aktion Humane Schule ist dabei.