Das Gespräch mit Simone Oldenburg (Vorsitzende der BMK) – ein Anfang
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Dieter Zielinski
Am 23.04.2025 trafen sich Vertreter:innen der GGG im Rahmen einer Videokonferenz mit der Präsidentin der Bildungsministerkonferenz (BMK) Simone Oldenburg.
Zu Beginn des Gesprächs führte Frau Langenbeck-Schwich in den ersten von der GGG angeregten Themenschwerpunkt Bildungsgerechtigkeit ein. Sie fragte Frau Oldenburg nach ihren Vorstellungen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des deutschen Schulsystems und dem Schlüssel zu mehr Bildungsgerechtigkeit.
Frau Oldenburg erwiderte, dass sie das auf 10 Jahre angelegte Startchancen-Programm dazu für sehr gelungen und geeignet halte. Was zusätzlich erforderlich sei, ist ein Startchancen-Programm für Kitas. Insbesondere müsse darauf geachtet werden, Übergänge besser zu gestalten. Jeder Übergang sei ein Bruch. Die Herstellung von Chancengerechtigkeit setze Informationen voraus. Frau Oldenburg unterstrich weiter, dass sie viel von flexiblen Eingangs- und Ausgangsphasen halte. Wenn es sein müsse, sei bei großen Defiziten auch eine 0. Klasse vor der Einschulung hilfreich. Förderung bedeute für sie immer auch Forderung. Gebraucht werden ein Frühwarnsystem und auch verbindliche Elterngespräche. Es gehe nur mit den Eltern.
Auf die Frage, was die BMK denn zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen könne, antwortete Frau Oldenburg: Hilfreich sei auf dieser Ebene voneinander, von guten und erfolgreichen Beispielen zu lernen. Alle haben da etwas zu bieten. So habe ihr Bundesland zum Beispiel von Hamburg das Leseband übernommen, das Saarland nehme sich von Mecklenburg-Vorpommern das neue Konzept zur Beruflichen Orientierung zum Vorbild.
Für Frau Oldenburg ist wichtig, dass jedes Bildungssystem durchlässig sein müsse. Alle Wege müssten zum Abschluss führen, auch zum höchsten. Vorhandene Hemmnisse müssten abgebaut werden. In diesem Zusammenhang sei auch längeres gemeinsames Lernen wichtig.
Anschließend führte Rainer Dahlhaus in den zweiten von der GGG angeregten Themenblock ein. Er wies darauf hin, dass der Bund im Rahmen verschiedener Projekte in Bildung finanziere und die Verteilung bedarfsorientiert erfolgen müsse.
Zunächst einmal erwiderte Frau Oldenburg, dass auch nach Antritt der neuen Bundesregierung viele Fragen zur genauen Verteilung der Gelder noch geklärt werden müssten. Nach dem Koalitionsvertrag sei die Einrichtung einer Kommission von Bund und Ländern beabsichtigt, in der auch über Finanzbedarfe gesprochen werden sollte. Grundsätzlich halte sie die Mittelverteilung auf die Länder nach dem Königsteiner Schlüssel für ein geeignetes Instrument. Die Verteilung der Mittel aus dem Startchancen-Programm habe gezeigt, dass es unter bestimmten Umständen sinnvoll sein kann, davon abzuweichen und eine sozialindexbasierte Verteilung vorzunehmen.
Dieter Zielinski mahnte mit Hinweis auf die offensichtlichen Probleme des deutschen Bildungssystems die Beteiligung der Zivilgesellschaft in Form eines Bildungsdialoges/Bildungsgipfels an. Frau Oldenburg entgegnete, dass sich die Idee nach der Veranstaltung von Frau Stark-Watzinger in der letzten Legislaturperiode nicht mehr umsetzen lasse. Die Erinnerungen, die wach würden, seien keine guten Voraussetzungen für eine konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die BMK sei stattdessen mit Stiftungen, dem Bürgerrat Bildung, Eltern- und Schüler:innenvertretungen, Verbänden etc. in intensivem Austausch.
Abschließend problematisierte Frau Langenbeck-Schwich noch die bisher mangelhafte Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Bezug auf ein inklusives Schulsystem. Dafür sei die Bundesrepublik im Rahmen einer Staatenprüfung heftig kritisiert worden.
Wichtig in dieser Hinsicht ist für Frau Oldenburg eine evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung. Allerdings mache der aktuelle Lehrkräftemangel viele Weiterentwicklungen schwerer. Der Umgang mit Heterogenität auf Seiten der Schüler:innen sei nur mit einer gewissen Heterogenität auf Seiten des Personals möglich.
Zum Schluss bedankte sich Frau Oldenburg ausdrücklich für das Gespräch.
Artikel aus Die Schule für alle Heft 2025/2