34. GGG-Kongress
Kulturelle Vielfalt – der Schlüssel zur Welt

12.-14.11.2015 in der Oberschule am Leibnizplatz in Bremen.

Bericht

BUKO 2015 - Vortrag Prof. Dr. Rolf Werning

Bereits am Donnerstagabend trafen sich über 20 Kongressbesucher und Mitglieder der GGG-Bremen im historischen bremischen Ratskeller zum gemütlichen Auftakt.
Freitag früh um 9.00 Uhr begann die Arbeit: in 8 bremischen Oberschulen konnten die Besucher deren Umsetzung von Aspekten des Kongressthemas kennenlernen. Bevor diese Themen dann am Nachmittag in Workshops vertieft wurden, fand zunächst die Eröffnung in der Oberschule am Leibnizplatz(OSL) statt – im Theater der Bremer Shakespeare Company, die seit 1991 in den Gebäuden der OS beheimatet ist. Nach einem musikalischen Auftakt mit dem Chores des 12. Jahrgangs begrüßte Schulleiter Hamid Frizi die ca. 100 Kongressteilnehmer/innen. Er schilderte die vielfältigen Wandlungen der Schule an diesem Standort seit der Gründung als Oberschule vor über 100 Jahren, dann Oberrealschule, Gymnasium nach dem 2.Weltkrieg und seit 1991 Gesamtschule, und nun wieder Oberschule am Leibnizplatz – ein Abbild der vielfachen Wandlungen der bremischen Schullandschaft und Bildungspolitik. Deren aktuelle Absichten und Zukunft stellte die Bildungssenatorin, Dr. Claudia Bogedan, in ihrem Grußwort ausführlich dar und betonte die wesentlichen Momente des „Bremer Schulfriedens“ von 2007, der neben den Gymnasien nur noch Oberschulen vorsieht. Die Gymnasien sind seitdem verpflichtet, alle aufgenommenen Schüler zu behalten und zu einem Abschluss zu führen.
Nach der offiziellen Kongresseröffnung durch den Bundesvorsitzenden Lothar Sack stellte Prof. Dr. Rolf Werning in seinem Vortrag die Bedingungen und Ergebnisse einer inklusiven Beschulung auch aus internationaler Sicht dar. Einmal mehr betonte er die sozial selektive und benachteiligende Wirkung frühzeitiger Aufteilungen, die z.B. auch in der Hattie-Studie deutlich benannt, allerdings bei deren Rezeption in Deutschland meist verschwiegen werden. Inklusiver Unterricht wird dann erfolgreich für alle, wenn Regel(Fach)lehrer und Sonderpädagogen in multiprofessionellen Teams diesen gemeinsam planen und vorbereiten. Bloße Anwesenheit und adhoc-Unterstützung im Unterricht – „Flüster- oder Schäferhund“-Pädagogik - verhindern eine inklusive Sicht und erfolgreiches Lernen aller Kinder.

Die neben den Arbeitsgruppen angebotene bildungspolitische Runde diskutierte intensiv, wie die GGG wieder mehr öffentliche Wirkung entfalten könne. Der für das Jahr 2016 gemeinsam mit den anderen Verbänden des Bündnisses „Länger gemeinsam Lernen“ (GEW, GSV, Aktion Humane Schule u.a.) geplante Bundesschulkongress unter dem Thema: „Eine für Alle – die inklusive Schule für die Demokratie“ wurde dabei einhellig begrüßt und der Vorstand darin bestärkt, diesen Kongress als Auftakt einer gemeinsamen Kampagne für die „eine Schule für Alle“ und für eine dauerhafte Kooperation zu nutzen.

Für viele Teilnehmer war nach dem gemeinsamen Abendessen im Theaterrestaurant „Falstaff“ der Besuch einer Vorstellung der Bremer Shakespeare Company das besondere highlight – In 10 Szenen fahndete das Ensemble ‚neurobiologisch‘ nach dem Sitz des Bewusstseins und begeisterte mit gelungenen musikalischen Arrangements, Dialogen und schauspielerischer Umsetzung nicht nur die GGG-ler in der ausverkauften Aufführung.

Die Podiumsdiskussion am Samstag versammelte die Teilnehmer erneut im Theater – unter dem Thema „Kulturelle Vielfalt und Teilhabe“ wurden die Kooperationsprojekte der OSL und der Gesamtschule Ost (GSO) vorgestellt. Einen schönen Einstieg ermöglichte Stefan Schrader, Cellist der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, durch seine fulminante Performance zu „Freude schöner Götterfunken“, die durch den brillanten Chorbeitrag von Schüler/innen der 6. Klasse gekrönt wurde.
Eröffnet wurde die Diskussion durch Kurt Edler, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, der einmal mehr betonte, wie wichtig eine inklusive Sicht gerade angesichts der Zuwanderung jugendlicher Flüchtlinge ist, um diesen ein „sense of belonging“
zu ermöglichen.

Gerd-Ulrich Franz

 

Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der Pilotphase Gemeinschaftsschule Berlin

Vortrag anlässlich der GGG-Bundesarbeitstagung 2014

15. Nov. 2014
IG-Mannheim-Herzogenried

Was integrierte Schulen können

Die insgesamt sehr gelungene wissenschaftliche Begleitung liefert erstaunlich positive Ergebnisse. Sie konzentriert sich auf die Sekundarstufe I, die in Berlin mit Jahrgang 7 beginnt. Untersucht wurde bisher ein Schüler-Jahrgang mit drei Lernstands-Erhebungen: Anfang Jg.7 (2009), Anfang Jg. 9 (2011) und Ende Jg. 10 (2013) in den Lernbereichen Lesen, Orthografie, Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften.

Am Freitag, den 6. Juni 2014, erhielt die Erich Kästner-Schule Hamburg den Deutschen Schulpreis. Wir zitieren aus der Laudatio:

"Die Erich Kästner Schule ist eine der größten allgemeinbildenden Schulen des Landes Hamburg, eine integrierte Langform von der Vorschule bis zum Abitur, deren überzeugendes Schulkonzept über drei Jahrzehnte in einer spannungsvollen und konfliktgeprägten Schulgeschichte immer weiter gewachsen ist. In dieser Schule werden tatsächlich alle willkommen geheißen. Länger und intensiver als jede andere Hamburger Gesamtschule ist hier das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung entwickelt worden und inzwischen eines der prägenden pädagogischen Elemente.

"Mit durchschnittlich jeder vierten Lehrer-Schüler-Interaktion ist eine Verletzung verbunden."

In diese plakative Faustformel fasst Prof. Annedore Prengel das zentrale Ergebnis von INTAKT.

Ergebnis von INTAKT

"Unsere Schule ist eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe - also eine Integrierte Gesamtschule." So steht es auf der Webseite der Anne-Frank-Schule Bargteheide, Hauptpreisträgerin des Deutschen Schulpreises 2013. Wir gratulieren herzlich.

Aus der Laudatio:

Der Name ist Programm: Die AFS versteht sich als Polis, als "Übungsfeld für die Übernahme von Verantwortung für sich selbst und für andere": Schüler für ihre Mitschüler, Eltern für Lehrpersonen, Lehrer für Schüler – mit dem Ziel: kein Sitzenbleiben, keine Schrägversetzungen, kein Jugendlicher wird ohne Abschluss entlassen. Heterogenität wird als Grundlage für pädagogisches Arbeiten definiert und den Schüler mehr zugemutet, als potenziell prognostiziert wird – vom Förderkind mit Lernbehinderung bis zum Hochbegabten. Dies macht sich in einem überdurchschnittlichen Leistungsniveau bemerkbar. Rückmeldungen auf Fachleistungen sowie das Arbeits- und Sozialverhalten schaffen Transparenz und Ansporn für intensivierte Leistungsbereitschaft.