Pressemitteilung der GGG-HH
Verantwortung für alle Kinder der Stadt sieht anders aus
Die Initiative G9 hat ihre Forderungen mit ihrem überarbeiteten Gesetzesentwurf, für den ab dem 10. September Unterschriften gesammelt werden, noch einmal deutlich verschärft. Ihre erste Gesetzesvorlage zielte darauf ab, das bisherige Alleinstellungsmerkmal der Stadtteilschulen – das längere gemeinsame Lernen in 9 Jahren bis zum Abitur – zu beenden und auf die Gymnasien zu übertragen. Trotzdem sollte die Praxis des Gymnasiums erhalten bleiben, Schüler*innen, nach Jahrgang 6 vom Gymnasium in die Stadtteilschule zu verweisen.
In der neuen Gesetzesvorlage werden die Forderungen der Initiative an zwei Stellen erweitert.
1. Das Sitzenbleiben soll wieder leichter ermöglicht werden.
2. „Zudem wird eine Durchlässigkeit zwischen Jahrgangstufen 7–10 gefordert, so dass Schülerinnen und Schüler zum Ende eines jeden Schuljahres auf eine andere Schulform wechseln können und nicht nur nach Klasse 6 und nach Klasse 10.“(Absatz 2 der Gesetzesvorlage)
Damit wird die bisher schon unsägliche Praxis vieler Gymnasien, nach Jahrgang 6 jährlich Hunderte von Schüler*innen abzuschulen statt sie zu fördern, deutlich erweitert. Diese Abschulungen von den Gymnasien sind und bleiben aus pädagogischen und lernpsychologischen Gründen ein Makel im Schulsystem. Sie beschädigen nachweislich die Lernbiografie eines Menschen, beschämen die betroffenen Kinder und bürden den Lerngruppen der Stadtteilschulen eine weitere Integrationsaufgabe auf. Nach dem Willen der Volksinitiative soll dies nicht nur nach Klasse 6, sondern nun jederzeit möglich sein!
Das Sitzenbleiben wurde in Hamburg 2011 abgeschafft und das Programm Fördern statt Wiederholen eingeführt, weil die Klassenwiederholung „mehr Schaden anrichtet als wirklich hilft. Aus vielen Studien ist bekannt, dass …Lernschwächen dadurch fast nie beseitigt werden. … Zudem werden die Schülerinnen und Schüler aus ihrer Klassengemeinschaft gerissen und dadurch oft erheblich belastet“. (BSB Glossar[1])
Spätestens mit diesem verschärften Vorstoß zeigt die Initiative ihr wahres Gesicht: Die eigenen Kinder sollen unter allen Umständen ein Gymnasium besuchen. Die Stadtteilschule kommt erst nach mehrfachen Fehlversuchen auf dem Gymnasium in Betracht; aber das dann bitte jederzeit.
Diese Haltung hat Josef Degenhardt 1968 treffend mit dem Titel „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ gekennzeichnet. Wir meinen, dass man gerade heute, 2024, jeglichen Tendenzen der Aus- und Abgrenzung entgegentreten muss. Der Verband der Stadtteilschulen, die GGG hofft, dass das Vorhaben der Initiative mit ihrem vom puren Egoismus geleiteten Volksbegehren, keinen fruchtbaren Boden findet.