Nordrhein-Westfalen
Diskurs
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Projekt überzeugt Jury

Schlüsselkompetenzen trainieren

Die Gesamtschule Höhscheid in Solingen erhält vom Deutschen Lehrerpreis 2017 den 3. Preis für das Projekt „Schlüsselkompetenzen trainieren“. Ein besonders innovatives Unterrichtsprojekt aus NRW erhält damit bundesweite Beachtung.

DIRK BRAUN

 Die Gesamtschule Höhscheid ist eine Schule im Aufbau. Sie wurde 2014 gegründet. Hier lernen und arbeiten ganz unterschiedliche Menschen miteinander. Deshalb gibt es drei verschiedene Lernarrangements:

  • individualisiertes Lernen in Lernbüros für Deutsch, Englisch und Mathematik
  • kooperatives sowie projektorientiertes Lernen in Epochen (Naturwissenschaften, Arbeitslehre, Religionslehre, Gesellschaftslehre = NARG)
  • Wahldifferenzierung in Werkstätten für Kunst, Musik und Sport
  • Schlüsselkompetenzen vermitteln

Für einen solchen Unterrichtsalltag ist eine systematische Heranführung an die benötigten Schlüsselkompetenzen (Lernkompetenzen, Teamfähigkeit...) unabdingbar. Dies sah auch die Jury des Deutschen Lehrerpreises so und zeichnete die GE Höhscheid im diesjährigen Wettbewerb mit dem 3. Platz aus.

Curriculum

Dafür existieren drei Ebenen der Umsetzung. Auf der curricularen Ebene wird in der Regel in einer „Methodenstunde“ eine Kompetenz grundsätzlich eingeführt. Die Lehrkräfte des Jahrgangs und speziell des NARG-Bands wissen darum und greifen in ihrem Unterricht diese Kompetenzen auf (siehe Stundenplan). So ist eine erste systematische Einführung auf breiter Ebene gewährleistet. Ein Kompetenzerwerbsschema legt zu den einzelnen Teilkompetenzen Lernsituationen fest.

Die Methodenstunden sind im epochalen NARG-Band angesiedelt. Alle vier Wochen sind das vier Unterrichtsstunden.

Bedarfe

Auf der Bedarfsebene kann es sein, dass nach der Einführung die entsprechende Kompetenz noch nicht von allen beherrscht wird. Dann wird mit Hilfe des Teampinboards diese Kompetenz zum Ziel des Monats bzw. der Woche und systematisch wiederholt bzw. mit den Schülerinnen und Schülern reflektiert. Durch diese Wiederholungsschleifen entsteht eine große Sicherheit in der Umsetzung der Kompetenz in der Lerngruppe.

Individuelle Unterstützung

Auf der individuellen Ebene werden einzelne Schülerinnen und Schüler beim Erlernen der Schlüsselkompetenzen unterstützt. Dies geschieht mit Lerncoaching in unterschiedlichen Settings (Coachingbüro mit Lerncoaches, Beratungstage mit Klassenleitung und Eltern, Tischgruppenreflexion mit Klassenleitungen und der Tischgruppe (Peers), Kurzcoaching im Unterricht (durch alle Lehrkräfte). Das gesamte Kollegium wurde dafür im Lerncoaching ausgebildet.

Das Teampinboard hängt in jeder Klasse aus. Es wird schon am Kennenlernnachmittag des neuen 5. Jahrgangs vor den Sommerferien eingeführt. Die erste zu erlernende Kompetenz lautet „Beim Klingelzeichen leise sein“. Das Teampinboard besteht aus einem Brett, das im Klassenraum hängt. Darauf sind Ziel- bzw. Kompetenzformulierungen, der Zeitraum bis wann etwas geübt werden soll, die visuellen und akustischen Kriterien der Zielumsetzung sowie die Nummerierung für die Evaluationssituationen visualisiert.

Der Einsatz gliedert sich in verschiedene Schritte: Zuerst wird die Notwendigkeit einer Kompetenz verdeutlicht (SuS nennen sie, Lehrkräfte nennen sie, Jahrgangsteam legt fest...). Dann wird die Kompetenz mit Hilfe von beobachtbaren und hörbaren Gelingenskriterien konkretisiert. Nun kann die Kompetenz geübt werden. Bei jeder Umsetzung gibt es eine Rückmeldung durch die Lehrkraft, Tischgruppe, Buddy… Gegebenenfalls muss das Üben mit Rückmeldungen verlängert werden.

Durch das systematische Trainieren der Schlüsselkompetenzen, im Speziellen der Lernkompetenz, wird die Motivation und Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler absolut gestärkt. Selbstbestimmung (im Lernbüro) und positive Lernerfahrungen werden so angelegt.

Die Nachhaltigkeit des Lernfortschritts macht sich in der zunehmenden Sicherheit der Schülerinnen und Schüler im Lernbüro bemerkbar (siehe Evaluation im Anhang). Die Stärkung der Lernkompetenz ist ein lebenslanger Prozess.

Die Förderung der Teamfähigkeit wird mit dem gleichen Szenario im 2. Halbjahr des 5. Jahrgangs eingeführt.

Unser Fazit

Die Grundstruktur der drei Ebenen (curricular, bedarfsorientiert, individuell) ist auf viele Schulen übertragbar. Voraussetzung ist die Kooperation der Lehrkräfte des gesamten Jahrgangs. Verbindliche Absprachen und die Bereitschaft, seinen Unterricht zu öffnen, sind dafür ebenfalls erforderlich. Der Mehrwert für die einzelne Person sind viele Synergieeffekte bei der Materialerstellung, der gemeinsamen Umsetzung eines Leitbildes, der Transparenz des Konzeptes für die Schülerinnen und Schüler usw.

Ein Kompetenzraster der Lernkompetenz und der Teamfähigkeit entspricht den Vorgaben der Kernlehrpläne und können mit den entsprechenden Kompetenzerwerbsschemata auch von anderen Schulen als Vorlage für ein schulspezifisches „Methodenkonzept“ genutzt werden. Im Sinne der Vernetzung der Schulen untereinander sind wir Mitglied im Netzwerk Zukunftsschulen des Landes NRW und im Netzwerk SchugeL (neugegründete Schulen des längeren gemeinsamen Lernens) der Bezirksregierung Düsseldorf. Hier findet ein kollegialer Austausch statt.

Schlüsselkompetenzen trainieren

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