Nach Minister Schreier bezeichnet sich nun auch Minister Kessler als Vorreiter für Deutschland. Sie reiten und reiten und tatsächlich reiten ihnen einige Bundesländer nach.
Der eine ritt für G8 und bis heute weiß keiner, worin für die Schülerinnen und Schüler der Vorteil bestehen sollte. Die Schulaufsicht hat damit nicht nur im Saarland Probleme, auch das ach so stolze Bayern trägt Blessuren davon: „Spaenle greift in Abiturbenotung ein. Damit mehr Schüler bestehen, korrigiert das Kultusministerium nachträglich die Standards für G-8-Prüfungen“ überschreibt die Süddeutsche Zeitung einen Beitrag S. 39, 4./5.06.11. Das hat man davon, wenn man hinterher reitet.
Wer will unter diesen Umständen bundeseinheitliche Abitur-Prüfungen. Wie hätte das saarländische Bildungsministerium unter dieser Voraussetzung nachträglich die Punkte im Mathematik Grundkurs korrigieren können, ohne dass von Flensburg bis Berchtesgaden darüber geredet wird.
Vorreiter und Nachreiter – und keiner weiß, wirklich wohin der Ritt führt.
Die Schülerinnen und Schüler sind zum Trott im Troß gezwungen.
Der andere reitet für das geteilte Schulsystem. Das hatten wir vor 200 Jahren schon und vor hundert Jahren und in der Restaurationszeit der Adenauer-Ära und immer weiter...
Zugegeben, das Abiturprivilig des Gymnasiums ist ausgehebelt.
Das Privileg zur Inklusion haben die Gemeinschaftsschulen exklusiv.
Und alle skandinavischen Länder und Kanada werden in einigen Jahren merken, dass sie schleunigst dem Saarland hinterher galoppieren müssen, sonst … ja, was ? Sonst?
Sonst bleiben sie einfach besser!
Hier herrscht Schulfrieden, weil eine parlamentarische Mehrheit ihn ausgerufen hat.
Dort herrscht Schulfrieden, weil auf Selektion verzichtet wird.
Das leistet auch die Georg-Christoph-Lichtenberg IGS in Göttingen, Deutscher Schulpreisträger 2011. Diese Schule mit ihrem Team-Kleingruppen-Modell galt den saarländischen Gesamtschulen als nachahmenswert. Doch das Saarland wird – Vorreiterrolle – zur gesamtschulfreien Zone.
Die Gemeinschaftsschulen sollten vor allem aber nicht nur nach Göttingen schauen.
Ich sehe die Vorbilder dort: in den genannten Ländern, in den mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichneten Schulen.
Und ich weiß, dass Minister Kessler weiß, was die für Kinder und Jugendliche im Saarland angemessene Schule ist.
Aber im Saarland sitzt die Jamaika-Koalition fest im Sattel. Die Zügel in der Hand des CDU MP bzw. seiner Nachfolgerin. Sie konnte ihren Bildungsminister gestern loben.