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Bildungspolitik

 

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Presse­mit­tei­lung 16.05.2024:

Mit seinen Aussagen zum deutschen Schulsystem ist John Hattie von den Gegnern des längeren gemeinsamen Lernens nicht mehr als Kronzeuge zu missbrauchen, sondern

„Es ist höchste Zeit, dass sich das deutsche Schulsystem endlich auf den aktuellen Stand der Forschung bringt, auf Segregation und angebliche Leistungshomogenität verzichtet und allen Schüler*innen die Lernchancen eröffnet, auf die sie Anspruch haben. Dies geht nur in einer gemeinsamen Schule für alle, die mit Heterogenität umgehen kann und für Inklusion und optimale Förderung aller Kinder gut ausgestattet ist.“, macht Dieter Zielinski, der Bundesvorssitzende der GGG deutlich.

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Zur Vorstellung des neuen Buchs „Visible Learning 2.“ von John Hattie

In Augsburg stellte der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie die Erweiterung seiner bahnbrechenden Metastudie von 2009 über lernfördernde und lernhemmende Faktoren vor. Für sein neues Buch ‚Visible Learning 2.0‘ sind die Datensätze nochmals vervielfacht und konkretisiert worden. Wie in der Vorgängerstudie gilt „Auf den Lehrer kommt es an“, dabei ist es vor allem das angemessen herausfordernde und ermutigende Handeln der Lehrkraft, das Kinder in der Schule mit Freude und Erfolg lernen lässt. Sind die erfolgreichen Gestaltungsmöglichkeiten des Unterrichts vielfältig, so sind nach seinen Ergebnissen der konstruktive Umgang mit Fehlern und eine zuverlässige Feedbackkultur unabdingbar.

Zu den vielen individuell sinnvollen Fördermaßnahmen wirken sich auch Hilfen in den Familien lernförderlich aus, wie Hattie sagt: „Eltern und Großeltern spielen eine entscheidende Rolle. Sie sind nicht in erster Linie dazu da, die Arbeit der Schule zu übernehmen. Aber ihre Erwartungen spiegeln sich in den Kindern wider.“

Dem deutschen Schulsystem kann Hattie wenig abgewinnen: "Ich bin übrigens auch erstaunt darüber, dass das deutsche System zu wissen glaubt, was ein elf- oder zwölfjähriger Schüler im Alter von 30 Jahren können wird, und ihn entsprechend einer Schulart zuteilt. Und ich bin bestürzt darüber, wie unglaublich viel Erfolg verloren geht, indem man Kindern einen Stempel verpasst.“ Wichtig für ihn: „Heterogenität ist die Norm in unserem Leben – in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft. … Meine Forschung beweist, dass Gruppierung und Segregation keinem Schüler zugutekommen." Vielmehr sollten Schulen den Schülern und Schülerinnen die Fähigkeiten zu vermitteln, andere zu respektieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Damit erteilt er dem gegliederten deutschen Schulsystem mit seiner „leistungshomogenen“ Klassenzusammensetzung, der „heiligen Kuh“ der deutschen Schulpolitik, die Note „mangelhaft“.

Mit dieser Klarstellung ist er von den Gegnern des längeren gemeinsamen Lernens nicht mehr als Kronzeuge zu missbrauchen, findet dazu die GGG. „Es ist höchste Zeit, dass sich das deutsche Schulsystem endlich auf den aktuellen Stand der Forschung bringt, auf Segregation und angebliche Leistungshomogenität verzichtet und allen Schüler*innen die Lernchancen eröffnet, auf die sie Anspruch haben. Dies geht nur in einer gemeinsamen Schule für alle, die mit Heterogenität umgehen kann und für Inklusion und optimale Förderung aller Kinder gut ausgestattet ist.“, macht Dieter Zielinski, der Bundesvorssitzende der GGG deutlich.

Dieter Zielinski
Vorsitzender